Drogen- und Suchtbericht 2012

Junge Menschen rauchen weniger

Berlin - 22.05.2012, 16:58 Uhr


Heute wurde der Drogen- und Suchtbericht 2012 veröffentlicht. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, erkennt darin Erfolge der schwarz-gelben Suchtpolitik. Sie räumt aber auch ein, dass es weiterhin Gruppen gibt, die noch besser erreicht werden müssten. Wenig Bewegung gibt es etwa bei Bemühungen, der Medikamentenabhängigkeit entgegenzusteuern.

Erfreuliches bietet der aktuelle Bericht in Sachen Tabakkonsum. Dieser hat bei Jugendlichen im Jahr 2011 einen neuerlichen Tiefststand erreicht. Die Zahl der rauchenden Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ist 2011 auf unter 12 Prozent gesunken. 2001 rauchten in dieser Altersgruppe noch 27,5 Prozent. In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie hatte sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, den Anteil rauchender Kinder und Jugendlicher bis 2015 auf unter 12 Prozent und bei Erwachsenen auf unter 22 Prozent zu senken. Jedenfalls bei jungen Menschen geht der Plan offenbar auf. Für Erwachsene gibt es keine so frischen Daten. Dem Mikrozensus 2009 des Statistischen Bundesamts zufolge rauchen in Deutschland 25,7 Prozent der Frauen und Männer ab 15 Jahren.

Beim regelmäßigen Alkoholkonsum Jugendlicher gibt es ebenfalls einen rückläufigen Trend (2001: 17,9 Prozent; 2011: 14,2 Prozent). Doch die Statistik hat auch andere Zahlen zu bieten. So ist das Rauschtrinken bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer noch weit verbreitet. Die alkoholbedingten Krankenhauseinweisungen sind weiter gestiegen. Auch der regelmäßige Alkoholkonsum von jungen Erwachsenen (18-25 Jahre) ist unverändert hoch und lag 2001 wie 2011 bei knapp 40 Prozent.

Bei illegalen Drogen ist die Konsumsituation in Deutschland weitgehend stabil. Jeder vierte Erwachsene (26,5 Prozent) im Alter von 18 bis 64 Jahren hat schon einmal eine illegale Droge probiert, die Mehrheit Cannabisprodukte. 7,4 Prozent der Erwachsenen haben Erfahrung mit dem Konsum anderer illegaler Substanzen, wie Heroin, Kokain oder Amphetaminen. Als problematisch stellen sich zudem die neuen psychoaktiven Substanzen dar, die oft legal als Düngemittel, Badesalze oder Räuchermischungen angepriesen werden. Nach dem Eurobarometer 2011 berichten 3,7 Prozent der 15- bis 24-Jährigen, bereits eines dieser Produkte konsumiert zu haben. Die gesundheitlichen Risiken, die durch den Konsum dieser Produkte eingegangen werden, seien nicht kalkulierbar, heißt es im Bericht.

Was Medikamente betrifft, bietet der Drogen- und Suchtbericht kaum Neues. Schätzungen zufolge leben in Deutschland bis zu 1,9 Millionen medikamentenabhängige Menschen. Das größte Missbrauchspotenzial haben bekanntlich Benzodiazepine. Betroffene sind sich ihrer Sucht oft nicht bewusst. Hilfe nehmen sie in den seltensten Fällen in Anspruch – zu Verhaltensänderungen sind sie ebenfalls kaum bereit. Dies birgt Gefahren: Stürze, aber auch Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen oder Schlafstörungen. „Gerade im Hinblick auf diese Gefahren müssen Ärzte und Apotheker besonders sensibel sein“, konstatiert daher der Bericht. Indikation, Dosierung und Anwendungsdauer der betreffenden Medikamente müssten sorgfältig hinsichtlich der möglichen Suchtgefahr überprüft werden. Hingewiesen wird auf die 4K-Regel, die zu befolgen ist: klare Indikation, kleinste notwendige Dosis, kurze Anwendung und kein abruptes Absetzen. Leider zeigt die Praxis, dass auch die ambitioniertesten Leitfäden der Ärzte und Apotheker wenig Auswirkungen auf das Problem der Medikamentensucht an sich haben. So werden dem Bericht zufolge etwa benzodiazepinhaltige Psycholeptika zu 80 Prozent drei Monate und länger und sogar überwiegend bei ungenau bezeichneter Symptomatik angewendet.

Zur Prävention der Arzneimittelabhängigkeit sei daher neben der größeren Sensibilität der Gesundheitsberufe auch ein kritischer Umgang der Bevölkerung mit Medikamenten nötig. Oftmals werde vergessen, dass Medikamente Nebenwirkungen haben und große Risiken bergen. Das Bundesgesundheitsministerium gibt in einem bereits Ende 2010 entstandenen Patienten-Merkblatt Tipps für eine sichere Arzneimitteltherapie. Darüber hinaus klärt die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS) mit Broschüren speziell über das Suchtrisiko von Medikamenten auf.

Zum Weiterlesen:

Drogen- und Suchtbericht 2012


Kirsten Sucker-Sket