Schmerzen

Sportler halten mehr aus

Heidelberg - 15.06.2012, 11:07 Uhr


Wer auf professionellem Niveau Sport betreibt, kann größere Schmerzen ertragen, als jemand, der nicht sportlich aktiv ist. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg bei der Auswertung von 15 internationalen Studien, die sich mit Schmerzempfindlichkeit bei Sportlern beschäftigen.

Sportler fühlen den Schmerz zwar ebenso wie Nicht-Sportler, lassen sich davon aber weniger beeinträchtigen – sie sind schmerztoleranter. Dieses Ergebnis könnte sich in Zukunft in der Therapie von Patienten mit chronischen Schmerzleiden wie Rückenschmerz oder Fibromyalgie nutzen lassen, beispielsweise in Form eines speziellen Bewegungsprogramms.

In die 15 Ausgangsstudien aus den USA, Kanada, Australien und Europa waren insgesamt 568 Sportlerinnen und Sportler sowie 331 normal aktive Kontrollpersonen einbezogen worden. In allen Studien wurden bestimmte Aspekte des Schmerzempfindens bei Sportlern unterschiedlicher Sparten untersucht, darunter Ausdauer-, Kraft- und Ballsportarten. Alle eingeschlossenen Athleten trainierten mehr als sechs Stunden wöchentlich.

Um das Schmerzempfinden zu prüfen, hatten die Probanden zum Beispiel die Hand in kaltes Wasser getaucht oder sich den Finger einklemmen lassen.

Die Forscher entdeckten, dass die Schmerztoleranz der verschiedenen Sportler zwar unterschiedlich stark ausgeprägt war, aber deutlich über den Werten der Kontrollpersonen lag. Die größte Schmerztoleranz hatten die Ballsportler, gefolgt von den Ausdauer- und den Kraftsportlern. Ihre Schmerztoleranz war ähnlich hoch wie bei Menschen, die ein gängiges Schmerzmittel eingenommen haben. Bei der Schmerzschwelle zeigte sich dagegen ein eher uneinheitliches Bild; im Durchschnitt gab es keine Unterschiede zwischen Sportlern und Kontrollpersonen. In Abhängigkeit vom verwendeten Schmerzstimulus waren die Schmerzschwellen der Sportler zum Teil sogar niedriger.

Die Ergebnisse zeigen, dass Sportler Schmerz ebenso spüren wie normal aktive Menschen, aber ihre Einstellung zum Schmerz ist eine andere; sie empfinden ihn weniger dominant.

Als nächstes gilt es herauszufinden, wie die körperliche Aktivität sich auf molekulare Abläufe in Nervenzellen auswirkt, welche psychologischen Aspekte dabei eine Rolle spielen und wie diese Ergebnisse für die Therapie bei chronischen Schmerzen genutzt werden können.

 

Literatur: Tesarz, J., et al.: Pain 2012;153(6); Online: doi: 10.1016/j.pain.2012.03.005.


Dr. Bettina Hellwig


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