AMNOG-Preisverhandlungen

Erster Erstattungsbetrag für ein Orphan Drug steht

Berlin - 23.07.2012, 14:28 Uhr


Der GKV-Spitzenverband und der Arzneimittelhersteller InterMune haben sich auf einen Erstattungsbetrag für den Wirkstoff Pirfenidon (Esbriet®) geeinigt. Damit hat erstmals ein Arzneimittel gegen seltene Erkrankungen das AMNOG-Verfahren von der frühen Nutzenbewertung bis hin zur Preisverhandlung vollständig durchlaufen.

Im März 2012 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss den Zusatznutzen von Pirfenidon für Patienten mit leichter bis mittelgradiger idiopathischer Lungenfibrose als nicht quantifizierbar eingestuft. Am 11. Juli 2012 stand der vierte Verhandlungstermin zwischen der InterMune Deutschland GmbH und dem GKV-Spitzenverband an. Wie die Parteien heute mitteilten, einigte man sich dabei  auf die wesentlichen Eckpunkte zum künftigen Erstattungsbetrag. In einer gemeinsamen Presseerklärung bezeichneten beide Seiten die Verhandlungen als „konstruktiv und fair“. 

Vereinbart wurde, dass InterMune den Krankenkassen ab dem 15. September 2012 einen Erstattungsbetrag gewährt, der initial einen Rabatt von elf Prozent einräumt. Hinzu kommen die gesetzlichen 16 Prozent Herstellerabschlag. Zudem wird Pirfenidon in der zugelassenen Indikation „leichte und mittelgradige idiopathische Lungenfibrosen“ zur Entlastung der Ärzte bei einer Wirtschaftlichkeitsprüfung als Praxisbesonderheit anerkannt. Die Details der Einigung sollen in den kommenden Tagen schriftlich fixiert und ins Unterschriftenverfahren eingebracht werden. 

Der GKV-Spitzenverband rechnet aufgrund der Marktanalyse zu den Verordnungszahlen von Pirfenidon und des vereinbarten Staffelrabatts mit Einsparungen im unteren zweistelligen Millionenbereich für die zweijährige Vertragslaufzeit.

Bekanntlich hat sich im ersten Preisverhandlungsverfahren zum Wirkstoff Ticagrelor gezeigt, dass die Vorgaben des Gesetzgebers einige Fragen offenlassen. So kann auch der neue Preis für Brilique® derzeit nicht umgesetzt werden. Es soll eine Rückabwicklung stattfinden, wenn sich die Beteiligten verständigt haben, wie die technische Abwicklung der vereinbarten Erstattungsbeträge vonstatten gehen soll.

Damit ist auch nicht absehbar, ob der neue Preis für Esbriet® im Apothekenalltag tatsächlich schon Mitte September relevant wird. Die Verhandlungspartner hoffen jedenfalls darauf, dass alle Beteiligten – darunter auch der Deutsche Apothekerverband (DAV), der PKV-Verband, Herstellerverbände und der Großhandelsverband Phagro – bald zu einer Lösung kommen.


Kirsten Sucker-Sket