Neuer Wirkstoff gegen HIV

Blockade des CXCR4-Rezeptors

München - 19.08.2012, 12:01 Uhr


Im Kampf gegen AIDS haben Wissenschaftler einen neuen Therapieansatz gefunden: Sie veränderten die Form eines synthetischen Anti-HIV-Wirkstoffs. Das neue Peptid dockt sehr gut an CXCR4-Rezeptoren auf der Oberfläche von Immunzellen an, einem bevorzugten Angriffspunkt für häufig vorkommende HIV-Varianten.

Damit ist dem AIDS-Erreger der Eintritt in die Zellen verwehrt, die Viren können sich nicht weiter im Organismus ausbreiten.

Die unterschiedlichen Erreger des HIV-1-Virenstammes verschaffen sich Zugang zu den Immunzellen, indem sie an die Zell-Rezeptoren CCR5 oder CXCR4 andocken. An diese Bindungsstellen heften sich üblicherweise körpereigene Botenstoffe, die Chemokine. Während es mit Maraviroc bereits einen für CCR5 spezifischen Wirkstoff gegen HIV gibt, ist für CXCR4 bisher kein Arzneimittel bekannt. Da das neue, ringförmige Peptid den CXCR4-Rezeptor für das Virus blockiert, könnte es als neuer Wirkstoff gegen HIV und AIDS verwendet werden.

Die Wissenschaftler der Technischen Universität München nutzten ringförmige Proteinschnipsel, die sie veränderten, um ihre spezifische Bindung an den CXCR4-Rezeptor zu erhöhen. Das neue Peptid bindet 400- bis 1.500-mal besser an CXCR4 als bisher bekannte Verbindungen, die derzeit als Wirkstoffe getestet werden. Zudem weist das künstliche Peptid Merkmale auf, die seinen Einsatz im Organismus begünstigen. Sein chemischer Aufbau schützt das ringförmige Molekül vor der Zerstörung durch körpereigene Enzyme.

Da CXCR4-Rezeptoren auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krebsmetastasen spielen, benutzen die Münchner Forscher eine abgewandelte Form dieses Moleküls bereits für die Bildgebung von Tumoren.

Literatur: Demmer, O., et al.: Angewandte Chemie Int. Ed. 2012;51:8110-3; Online: doi: 10.1002/anie.201202090


Dr. Bettina Hellwig