- DAZ.online
- News
- Schlüsselelement für ...
Tumorerkrankungen
Schlüsselelement für Entstehung des Burkitt-Lymphoms entdeckt
Das Burkitt-Lymphom ist ein bösartiger, rasch wachsender Tumor, der aus einer Unterart der weißen Blutzellen, den B-Lymphozyten des Immunsystems, entsteht und häufig innere Organe sowie das Zentrale Nervensystem befällt. Jetzt haben Forscher aus Berlin-Buch ein neues Schlüsselelement identifiziert, das die Immunzellen zu bösartigen Lymphomzellen umfunktioniert.
Das Burkitt-Lymphom ist vornehmlich eine Tumorerkrankung des Kindesalters, die besonders häufig in Äquatorialafrika und Südamerika vorkommt. Der Tumor entwickelt sich in den Keimzentren der Lymphorgane (Peyer`sche Plaques im Darm, Lymphknoten und Milz). Am Anfang steht dabei der Kontakt von reifen B-Zellen mit einem Antigen. Diese B-Zellen modifizieren ihr Erbgut im weiteren Verlauf, um eine hochspezifische Antwort gegen das Antigen bilden zu können. Hierbei spielt der B-Zell-Rezeptor (B-cell-receptor = BCR) eine entscheidende Rolle. Damit er das jeweilige Antigen optimal erkennen und eine angemessene Immunantwort einleiten kann, müssen die DNA-Abschnitte, welche die Bauanleitung für den Antikörper enthalten, modifiziert und neu geordnet werden. Bei diesen Prozessen entstehen Brüche in der DNA. Diese können aufgrund fehlerhafter Reparaturmechanismen zu genetischen Veränderungen führen, die ein erhebliches Risiko für eine Krebserkrankung mit sich bringen.
So ist seit langem bekannt, dass beim Burkitt-Lymphom Fehler in der Behebung dieser DNA-Strangbrüche zu einer Translokation des c-MYC-Onkogens führen. Dieses Gen steuert die Zellteilung. Daher ist seine Expression in normalen Zellen engmaschig kontrolliert. Ist dieses Gen aufgrund einer Translokation fehlreguliert, teilen sich die betroffenen Zellen ungebremst. Sie sterben jedoch auch vermehrt ab, da eine fehlerhafte Expression von c-MYC den programmierten Zelltod, die Apoptose, einleitet. Eine alleinige Fehlregulation von c-MYC kann daher eine Zelle nicht zur Krebszelle machen. Damit ein Burkitt-Lymphom entsteht, müssen die Lymphozyten zusätzliche Veränderungen tragen, die ihr Absterben verhindern.
Das Enzym PI3K ist entscheidend für das Überleben von reifen B-Zellen. Es aktiviert einen Signalweg, der das Zellwachstum steuert und dem programmierten Zelltod entgegenwirkt. Die Berliner Forscher haben in Mäusen ein Zusammenwirken von c-MYC und PI3K in der Tumorentstehung untersucht. Sie konnten zeigen, dass PI3K das Schlüsselelement im Burkitt-Lymphom ist, welches c-MYC befähigt, Lymphozyten in Lymphomzellen umzuwandeln, die sich ununterbrochen teilen und dem programmierten Zelltod entgehen.
Da jedoch nicht jede B Zelle, die c-MYC und PI3K ausprägt, zur Lymphomzelle wird, vermuten die Forscher, dass noch weitere genetische Veränderungen bei der Entstehung des Burkitt-Lymphoms von Bedeutung sind. Zusätzlich zur Fehlregulation von c-MYC ist die Aktivierung des PI3K-Signalwegs ein Schlüsselelement bei der Entstehung des Burkitt-Lymphoms. Die Hemmung dieses Signalwegs könnte daher ein wirksamer Ansatz für die Behandlung des Lymphoms sein.
Literatur: Sander, S., et al.: Cancer Cell 2012;22(2):167-79; Online: doi: 10.1016/j.ccr.2012.06.012
Berlin - 23.08.2012, 09:19 Uhr