Schleswig-Holstein und Hamburg

Grippe-Impfstoff lässt weiter auf sich warten

Berlin - 27.09.2012, 16:46 Uhr


Selbst Geduldgeübten dürfte es langsam zu viel werden: Noch immer gibt es für gesetzlich krankenversicherte Erwachsene in Hamburg und Schleswig-Holstein keinen Grippeimpfstoff. Heute teilte das Paul Ehrlich Institut (PEI) zwar mit, es habe eine erste Charge von Begripal freigegeben. Wie groß diese ist und wann die Impfstoffe die Apotheken und Arztpraxen erreichen werden, ist jedoch unklar.

„Ab“ dem 24. September, so hatte es Novartis Vaccines in Aussicht gestellt, werde der Grippeimpfstoff in Schleswig-Holstein und Hamburg ausgeliefert. Wenn nicht Begripal ohne Kanüle – mit dem das Unternehmen die Ausschreibung der gesetzlichen Kassen der Region gewonnen hatte –, so doch Begripal mit Kanüle, Optaflu und/oder Fluad. Optaflu und Fluad haben allerdings bis heute keine Chargenfreigabe durch das PEI erhalten. Überdies regt sich Kritik an diesen Ersatzimpfstoffen. So vermutet das arznei-telegramm mittlerweile, Novartis wolle die beiden (Ersatz-)Impfstoffe „durch die Hintertür“ verbreiten.

Die federführend für den Rabattvertrag zuständige AOK NordWest weist bislang jedoch alle Kritik zurück. Die Kasse gibt sich noch immer zuversichtlich, dass Novartis diese Woche Grippe-Impfstoffe liefern kann – welche auch immer. Man gehe „fest davon aus, dass eine der weltweit größten Pharmafirmen ihre Zusage einhält“. Wenn das PEI sein ok gebe, gehe der Impfstoff sofort raus, erklärte ein Sprecher gegenüber DAZ.online. In den Apotheken warteten bereits die Rezepte aus den Praxen, sodass eine schnelle Belieferung möglich sei.

Noch ist die Situation allerdings äußerst unbefriedigend: Lediglich bei Kindern und Jugendlichen dürfen Ärzte auf andere Grippeimpfstoffe ausweichen. Erwachsene, die sich impfen lassen wollen, müssen warten oder die Kosten zunächst selbst tragen.

Der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) wurde es diese Woche zu bunt. Sie empfahl den Ärzten, auf einen anderen Impfstoff auszuweichen, wenn eine Impfung medizinisch notwendig sei. „Die KVSH kann zwar nicht ausschließen, dass mit dieser Verfahrensweise das Regressrisiko für die Ärzte steigt“, sagte die KVSH-Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke. „Wir werden aber in jedem Fall alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um das theoretisch mögliche Regressrisiko so gering wie möglich zu halten.“ Dazu könnten auch die Ärzte beitragen, indem sie kleine Vorabmengen bestellen.

Dies wiederum brachte die AOK auf: Noch halte sich Novartis im Plan – die 39. Kalenderwoche sei schließlich noch nicht abgelaufen. „Warum die KVSH entgegen dieser Absprachen jetzt Öl ins Feuer gießt und Ärzte und Patienten gleichermaßen verunsichert, ist für die gesetzlichen Krankenkassen völlig unverständlich“.

Nun bleibt abzuwarten, wie lange die Kassen sich noch hinhalten lassen. Anfragen von DAZ.online bei Novartis Vaccines, wann nun welche Impfstoffe geliefert werden können, bleiben derzeit unbeantwortet.


Kirsten Sucker-Sket