Grippe-Impfstoffe

Novartis: Siena steht nicht zur Diskussion

Berlin - 31.10.2012, 13:34 Uhr


Novartis Vaccines weist Mutmaßungen zurück, an ihrem Produktionsstandort im italienischen Siena gebe es größere Schwierigkeiten. Angesichts der erheblichen Lieferverzögerungen und der letzte Woche erfolgten Rückrufe von dort hergestellten Impfstoff-Chargen konnten Zweifel aufkommen, ob dort alles planmäßig läuft.

DAZ.online hatte nachgefragt, ob das Werk in Siena möglicherweise schon kurz vor der Abwicklung stand und die nun aufgetretenen Probleme hierauf zurückzuführen seien. „Der Produktionsstandort Siena steht nicht zur Diskussion“, antwortete darauf ein Sprecher von Novartis Vaccines. Die Produktion der Grippeimpfstoffe Begripal® (bzw. Agrippal®) und Fluad® erfolge seit vielen Jahren in der italienischen Produktionsstätte – so auch in diesem Jahr.

Ein Ausweichen auf eine der drei anderen europäischen Produktionsstätten ist dem Unternehmenssprecher zufolge nicht möglich. Jede von ihnen sei auf die Herstellung bestimmter Impfstoffe spezialisiert und die Herstellungsverfahren und -voraussetzungen jeweils sehr spezifisch. Auch seien die Produktionskapazitäten langfristig festgelegt und nicht kurzfristig abänderbar.

Zudem äußerte sich der Sprecher nochmals zu den nun aufgetretenen Ausflockungen, die den Rückruf der beiden Novartis-Grippeimpfstoffe aus Siena zur Folge hatte. Die Antigene des Influenzaimpfstoffes – Haemagglutinin und Neuraminidase – seien Proteine, die frei in der Lösung vorlägen. Unter bestimmten Bedingungen könnten sich diese von sich aus zusammen finden bzw. aneinander anlagern und größere Einheiten bilden, sodass sogar mit dem Auge sichtbare Flocken entstehen. „Dieser Vorgang kann reversibel sein und je nach Herstellungsprozess verschieden stark variieren“.

Am Ende bleibt auch nach diesen Antworten offen, warum die mittlerweile zurückgezogenen Chargen erst so spät produziert und freigegeben wurden. Erklärt ist auch nicht, warum Novartis Vaccines offenbar schon im Juli von den nun aufgetretenen Schwierigkeiten wusste, sich aber bedeckt hielt. Ebenso wenig findet sich eine Erklärung, warum zunächst nur größere Mengen Begripal mit Kanüle, nicht aber ohne produziert wurden.  

Nach Informationen des Hamburger Apothekervereins wird der Rabattvertrags-Imfpstoff Begripal ohne Kanüle – wenn überhaupt – frühestens Ende November/Anfang Dezember lieferbar sein. Bis dahin können Apotheken in Schleswig-Holstein und Hamburg weiterhin Impfstoffe anderer Hersteller bestellen und zulasten der gesetzlichen Kassen abrechnen. Sollten Apotheken noch Begripal® bzw. Fluad® aus den zurückgerufenen Chargen in ihrem Eigentum haben, ist diese Ware an die im Rote-Hand-Brief genannte Adresse zu retournieren.  


Kirsten Sucker-Sket