Abstimmung über Sparpaket

Griechische Apotheken wollen streiken

Berlin - 05.11.2012, 10:33 Uhr


Griechenland steht vor einer neuen Zerreißprobe: Während das Parlament am Mittwoch über das neueste Sparpaket abstimmen wird, wollen die Gegner des Sparkurses das Land mit Streiks lahmlegen. Auch die griechischen Apotheken beteiligen sich.

Konkret geht es um die nächste Kredittranche von 31,5 Milliarden Euro. Regierungschef Antonis Samaras und sein Finanzminister Ioannis Stournaras versuchen vor der Abstimmung, die Koalitionsparteien auf Linie zu bringen. Es seien die letzten Kürzungen, versprach Samaras den Abgeordneten seiner eigenen Partei. Nun wolle man das Land auf Wachstumskurs bringen. Bislang hält der kleine Koalitionspartner (demokratische Linke) dagegen und will die geplante Arbeitsmarktreform nicht mittragen.

Derweil überrollt eine Streikwelle Griechenland. Ein 24-stündiger Ausstand der Metroangestellten in Athen sorgte bereits für ein Verkehrschaos, auch die Müllabfuhr legte ihre Arbeit nieder. Diesen Montag wollen die Kommunalangestellten symbolisch Rathäuser und kommunale Einrichtungen im ganzen Lande besetzen. Das öffentliche Leben wird still stehen: Banken werden bestreikt, die Schiffe bleiben in den Häfen, Stadtbusse und Eisenbahnen fahren nicht und die Post wird nicht ausgetragen. Privatärzte, Handel und Transporte wollen sich ebenfalls beteiligen und in Athen sind mehrere Großdemonstrationen gegen die Sparmaßnahmen geplant.

Auch die Gesundheitsversorgung läuft auf Sparflamme: An den staatlichen Krankenhäusern soll es von Montag bis Mittwoch nur einen Notdienst geben. Am Mittwoch bleiben zudem die Apotheken geschlossen. Weil die griechischen Apotheker von den staatlichen Krankenkassen schon seit Monaten nicht mehr bezahlt werden, geben sie Rx-Arzneimittel bereits nur noch gegen Bares an Versicherte des staatlichen Sozialversicherungsverbands EOPYY ab. Auch Pharmaunternehmen wie Merck und Novartis haben bereits Konsequenzen gezogen und beschränken teilweise ihre staatlichen Lieferkanäle. Patienten erhalten ihre Arzneimittel aber weiterhin über internationale Apotheken.

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Juliane Ziegler/dpa