Abschlagsverhandlungen

Protest-Fax-Aktion in vier Bundesländern

Stuttgart/Berlin - 12.11.2012, 09:04 Uhr


Protest aus Baden-Württemberg, dem Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern: Angesichts des am Mittwoch anstehenden Verhandlungstermins zum Apothekenabschlag 2013, starten die Landesapothekerverbände heute eine Fax-Aktion an Krankenkassen in Bund und Land. Zudem kündigt Baden-Württemberg an, andere Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen – etwa über Blutzuckerteststreifen – bis auf weiteres auszusetzen.

Die Fronten zwischen den Verhandlungspartnern der Selbstverwaltung sind starr: Der Deutsche Apothekerverband geht davon aus, dass Ausgangsbasis für die Abschlagsverhandlungen der vor dem zweijährigen AMNOG-Sonderopfer geltende Rabatt von 1,75 pro Rx-Packung sein muss. Mit dieser Forderung hat der Verband auch die Gesundheitspolitiker der Regierungsfraktionen hinter sich stehen. Dennoch sehen die Kassen dies anders – der GKV-Spitzenverband will die Verhandlungen bei 2,05 Euro starten lassen. Drum rüsten sich die Apotheker zum Protest.

Fritz Becker, Präsident des LAV Baden-Württemberg: „Es kann nicht sein, dass die gesetzlichen Krankenkassen trotz ihrer milliardenschweren Finanzrücklagen die Apotheken auch 2013 gegen den Willen des Gesetzgebers finanziell unverändert hoch belasten wollen. Dies, obwohl viele Apotheken unter den Sparmaßnahmen leiden und jede Woche in Deutschland sechs Apotheken schließen müssen.“ Mit ihrer Verweigerungshaltung zeigten die Kassen, dass sie nicht bereit seien, für die Versorgung ihrer Versicherten einen angemessenen Preis zu bezahlen. „Versorgung zum Schleuderpreis kann nicht dem Anspruch unseres Gesundheitswesens entsprechen“, Becker.

Der LAV-Präsident fordert daher faire Verhandlungen mit einem gerechten Ergebnis. Er erinnert an den Sparbeitrag der Apotheken der vergangenen zwei Jahre. Überdies erwirtschafteten sie zusätzlich jährlich über eine Milliarde Euro an Einsparungen durch die Umsetzung der Rabattverträge. „Diese Leistung wird von unseren Verhandlungspartnern nicht anerkannt“, ärgert sich Becker.

Und so wollen einige Landesapothekerverbände von heute an bis Mittwochnachmittag mit einer Fax-Aktion protestieren: „Massenhaft fordern wir so die Kassen auf, die Belastung der Apothekerschaft wieder auf ein angemessenes und gerechtes Maß zurück zu fahren“.

Unlängst hatten auch die Vertragsärzte eine Fax-Protest-Aktion gegen die Krankenkassen gestartet – recht erfolgreich. Die Verhandlungen mit den Kassen zum Ärztehonorar gingen am Ende jedenfalls besser aus als zunächst befürchtet – wenn gleich am Ende noch immer viele Mediziner unzufrieden blieben.

Becker appellierte nochmals an die Kassen: Am Mittwoch hätten sie eine letzte Chance für einen konstruktiven Dialog in der Selbstverwaltung - und zu zeigen, dass sie die Versorgung der Versicherten ernst nehmen und fair für die erwartete Leistung bezahlen. „Das Geld der Kassen ist nicht für den Sparstrumpf bestimmt, sondern für die Gesundheitsversorgung der Versicherten“, mahnte der LAV-Präsident.


Kirsten Sucker-Sket