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Celesio
Pinger: Apotheker befriedet - Großhandel lahmt
Nicht nur 220 Millionen Euro Abschreibungen hat das Abenteuer DocMorris den Stuttgarter Pharmahandelskonzern Celesio gekostet. Viele Apotheker kehrten der Großhandelstocher Gehe aus Verärgerung den Rücken. Jetzt ist das verlustreiche Kapitel abgeschlossen, die Apotheker befriedet. Firmenchef Markus Pinger muss nun gegen Probleme im Großhandel kämpfen.
Viel Anerkennung gebe es bei den Gehe-Kunden für den DocMorris-Verkauf, so Pinger bei der Präsentation der Quartalszahlen: „Es gibt keine negativen Kommentare von Apothekern mehr.“ Auch mit den Apothekerverbänden liefen Kommunikation und Kooperation seit der Trennung von DocMorris wieder besser. Die Konzentration auf das Kerngeschäft hat Celesio laut Pinger aber viel Geld gekostet. 280 Millionen Abschreibungen ziehen die Celesio-Bilanz tief in die roten Zahlen. Dahinter steht nicht nur DocMorris, sondern auch die Verkäufe von Movianto, Pharmexx.
Mit den erzielten Kaufpreisen ist Pinger unter dem Strich zufrieden. Insgesamt lägen die Erlöse „leicht über den Erwartungen“, so der Celesio-Chef. Aus „strategischem Interesse“ seien seinerzeit Kaufpreise gezahlt worden, „die sich im heutigen Marktumfeld nicht mehr realisieren ließen“. Experten hätten bestätigt, dass man das Beste aus der Situation gemacht habe. Soll heißen: Pinger hat nicht unter Wert verkauft, nur die Erblast seines Amtsvorgängers Fritz Oesterle abgeräumt. Das soll die Aktionäre beruhigen.
Abgeschlossen ist damit der Rückzug aufs Kerngeschäft: Großhandel und Apotheken. Jetzt muss Pinger seinen Kopf hinhalten für die kommenden Bilanzzahlen. Und nicht alles sieht bei Celesio uneingeschränkt rosig aus: Zwar läuft vor allem das Apothekengeschäft derzeit gut für Celesio. Das Wachstum im operativen Konzerngeschäft in Höhe von 8,3 Prozent geht fast ausschließlich darauf zurück.
Der Großhandel, mit rund Vierfünftel immer noch Hauptumsatzträger bei Celesio, aber lahmt. Nur um 0,3 Prozent wuchs der Großhandel in den ersten neun Monaten auf 14,1 Milliarden Euro Umsatz. Im dritten Quartal gab es sogar einen Rückgang um „ein bis zwei Prozent“. Genauer will Pinger das Minus nicht beziffern.
Der Rückgang liegt einerseits am Auslaufen wichtiger Patente. Im boomenden Generikamarkt sinken automatisch die Umsätze für den Großhandel, so Pingers Erklärung. Das wirke sich aber nicht auf „den Profit“ aus, sieht aber trotzdem unschön in der Bilanz aus.
Keine exakten Zahlen nennt Celesio traditionell zur Entwicklung der deutschen Gehe. Nur so viel: Dort sind die Umsätze immerhin stabil. Schlecht läuft dagegen der Großhandel in Frankreich, einem der wichtigsten Celesio-Märkte. Die von der Pariser Regierung verordnete Margenumstellung kostete in diesem Jahr ebenso Umsatz und Ertrag wie der verschärfte Wettbewerb. Immerhin blieb der Marktanteil in Frankreich stabil.
Wie also sieht Celesios Zukunft aus? Auf Prognosen für 2013 will sich Celesio-Chef Pinger noch nicht einlassen. In regulierten Märkten müssten erst noch politische Entscheidungen und Vorgaben vor allem in Großbritannien abgewartet werden. Aber eines ist klar: Das Wachstum muss auch 2013 hauptsächlich vom Apothekengeschäft kommen. Der Großhandel, Celesios dominierender Umsatzträger, steht europaweit unter Druck.
Stuttgart - 14.11.2012, 13:08 Uhr