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Widerstand aus Westfalen-Lippe
Ausschreibungen von Grippeimpfstoffen untersagen!
Die Apothekerkammer, der Apothekerverband und die Kassenärztliche Vereinigung in Westfalen-Lippe sind sich einig: Ein Impfchaos, wie es in den letzten Monaten in Schleswig-Holstein, Bayern und Hamburg zu erleben war, darf sich nicht wiederholen – schon gar nicht im bevölkerungsreichsten Bundesland der Republik. Dennoch: die gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen setzen auf eine Ausschreibung von Grippeimpfstoffen.
Wenn der jeweilige Ausschreibungsgewinner nicht lieferfähig ist, wären auf einen Schlag gleich mehrere Millionen Patienten betroffen, warnen die Präsidentin der AKWL, Gabriele Regina Overwiening, der Vorsitzende des AVWL, Dr. Klaus Michels, und der 1. Vorsitzende der KVWL, Dr. Wolfgang-Axel Dryden. In einem gemeinsamen Appell an die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) verweisen sie darauf, dass die Organisation der Grippeimpfstoffversorgung über Ausschreibungsverträge „in hohem Maße störanfällig“ sei – dies belegten die Erfahrungen der laufenden Saison.
Dennoch habe sich die Arbeitsgemeinschaft der Gesetzlichen Krankenversicherung erneut dazu entschlossen, die Versorgung mit Grippeimpfstoffen für ganz Nordrhein-Westfalen auszuschreiben. Jedenfalls Westfalen-Lippe kennt das bereits aus der noch laufenden Saison – für Nordrhein ist es die erste Ausschreibung dieser Art. Wie Apotheker und Ärzte berichten – noch ist die Ausschreibung nicht veröffentlicht – soll der Zuschlag je Gebietslos an nur einen Bieter erfolgen. Ein Losgebiet sei das gesamte Gebiet der KV Nordrhein, das zweite das der KV Westfalen-Lippe. „Was in einem kleinen Bundesland vielleicht noch funktionieren mag, wird im bevölkerungsreichsten Bundesland erhebliche Probleme bereiten“ – so die Einschätzung von Michels.
Bei einem Ausfall wäre es nahezu unmöglich, die Versorgungsziele zu erreichen, die von der Ständigen Impfkommission (StiKo) empfohlen werden und die auch in das Landesrecht übernommen wurden, mahnen nun Apotheker und Ärzte. Overwiening gibt zu bedenken: „Produktionsausfälle, Chargenrückrufe und ähnliche Probleme kann kein Hersteller sicher ausschließen“. Außerdem würden unterlegene Wettbewerber ihre Produktion an die geschmälerten Marktchancen anpassen. „Je größer das von einem Anbieter zu versorgende Gebiet ist, desto geringer ist die Chance, Ausfälle oder Verzögerungen zu kompensieren.“
Apotheker und Ärzte sind überzeugt, dass Einsparungen auch mit ihrer Hilfe und ohne Monopol-Verträge zu generieren sind – vor allem ohne dabei die sichere Versorgung aufs Spiel zu setzen.
Münster - 10.01.2013, 10:54 Uhr