Mittel gegen Gedächtnisstörungen

Öko-Test: Kann man vergessen!

Berlin - 03.04.2013, 14:57 Uhr


Nicht-rezeptpflichtige Ginkgo-, Ginseng- und Taigawurzel-Präparate sollen bei Demenz oder nachlassender Konzentrationsfähigkeit helfen. Doch tun sie das wirklich? Das Verbraucher-Magazin „Öko-Test“ kommt in seiner aktuellen April-Ausgabe zu dem Ergebnis: nein. Es testete 24 Produkte, doch nur ein Gingkopräparat erhielt die Note „gut“, eines „befriedigend“ – alle übrigen fielen durch.

Die zehn getesteten Ginkgopräparate beanspruchen die „symptomatische Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes bei Abnahme bzw. Verlust erworbener geistiger Fähigkeiten (demenzielles Syndrom)“. Trotz einer als „inkonsistent und nicht überzeugenden“ bezeichneten Studienlage erkenne das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen einen Nutzen für das Therapieziel „Aktivität des täglichen Lebens“ an, so die Tester. Patienten könnten alltägliche Tätigkeiten wieder besser erledigen.

Diese Aussage gilt laut Öko-Test nur für den Spezialextrakt EGb 761 (enthalten in den Filmtabletten Tebonin konzent  240 mg und Rökan novo 120 mg) in einer Dosierung von 240 mg täglich, weshalb die Wirksamkeit bei den entsprechenden Produkten positiv bewertet wurde. Der Spezialextrakt LI 1370 (Kaveri 120 mg) ist dagegen weniger gut untersucht. Immerhin gebe es aber produktspezifische Studien, schreiben die Tester, weshalb die Wirksamkeit zumindest als teilweise belegt eingestuft wurde. Die Wirksamkeit der übrigen Extrakte sei dagegen nur wenig überzeugend.

Ginseng- und Taigawurzelpräparate dienen vor allem zur Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühlen. „Die aktuelle Studienlage rechtfertigt den Einsatz von Ginseng jedoch nicht, weder für Gesunde noch für Patienten mit Demenz“, heißt es im Test. Auch die mit Ginseng zu erreichende Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit sei klinisch nicht relevant. Die Wirksamkeit der getesteten Präparate wurde daher durchweg als nicht ausreichend belegt eingestuft. Einige Ginsengpräparate enthalten laut den Testern sogar bedenkliche und/oder umstrittene Hilfsstoffe (Azo-Farbstoffe, Alkohol oder Paraffine).

Der Tipp der Tester: Das einzige Präparat mit der Gesamtbewertung „gut“ (Tebonin) „kann einen Versuch wert sein“. Nach einer dreimonatigen Einnahme sollte aber ein Arzt darüber entscheiden, ob eine weiterführende Behandlung sinnvoll ist. Professor Walter E. Müller vom Pharmakologischen Institut für Naturwissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt/Main rät begleitend zu den Testergebnissen: „Vor dem Hintergrund, dass wir keine Alternativen haben, kann man denen zu Ginkgo raten, die sich Sorgen machen und vorsorgend etwas tun wollen – mit der Einschränkung, dass der Effekt nicht sicher belegt ist.“

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Juliane Ziegler