Bestandsmarktaufruf

Pharma-Verbände fühlen sich ausgeschlossen

Berlin - 19.04.2013, 12:39 Uhr


Gestern hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Kriterien für den Aufruf von Arzneimitteln des Bestandsmarkts zur Nutzenbewertung vorgestellt. Zeitgleich hat er den Aufruf von sechs Arzneimittelgruppen beschlossen. Die Herstellerverbände der Pharma-Industrie BAH, BPI, Pro Generika und vfa reagierten überrascht und wenig verständig – sie hätten im Vorfeld gerne mit über die Methodik diskutiert.

Auch wenn das AMNOG den Bestandsmarktaufruf vorsieht, seien der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Methodik sowie deren sofortige Anwendung überraschend, schreiben die Verbände in einer gemeinsamen Mitteilung. Sie verweisen darauf, dass der G-BA ihnen einen fachlichen Dialog in Aussicht gestellt hatte. Dieser habe eine Diskussion der Methodik und des Prozedere im Vorfeld des konkreten Aufrufes zum Bestandsmarkt gewährleisten sollen. „Entgegen dieser Zusage ist die Industrie bei der Entwicklung des Konzeptes zum Bestandsmarktaufruf bislang an keiner Stelle beteiligt gewesen“, klagen nun die Verbände. Das wurmt sie – nicht zuletzt, weil sich die Industrie den Großteil der Lasten tragen sieht und in kurzer Zeit umfangreiche Dossiers erstellen muss. Die zeitlichen Vorgaben hat allerdings bereits der Gesetzgeber vorgegeben.

Das Vorgehen des G-BA stehe „im Widerspruch zu einem von Partnerschaftlichkeit und Kooperation geprägten Verständnis, das es für eine Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems braucht“, heißt es weiter von den Verbänden. Auch sei die Eile hinsichtlich des Bestandsmarktaufrufes nicht notwendig: Ein Monat Beratung mit den betroffenen Herstellerverbänden hätte die Bestandsmarktsbewertung nicht wesentlich verzögert.

Die vom G-BA aufgestellten Kriterien zum Bestandsaufmarkt – die aus Sicht von G-BA-Chef Josef Hecken Transparenz und Planungssicherheit bieten – lassen bei den Verbänden schon bei der ersten Durchsicht Zweifel aufkommen. Die Rangfolge der aufzurufenden Wirkstoffe wird vom G-BA auf Grundlage von Umsatz– und Absatzprognosen ermittelt. Es werde jedoch von einem Modell ausgegangen, das Unterschiede in der Umsatz- und Absatzentwicklung zwischen Arzneimittelgruppen ignoriere, so die Verbände.

Und so halten sie einen fachlichen Dialog über Konzept und Methodik des Bestandsmarktaufrufes weiterhin für unbedingt erforderlich. Dieser biete dem G-BA auch die Chance, die gewählte Methodik zu überprüfen und die Tragweite seiner Vorgaben besser zu beurteilen. „Jede neue Methodik muss sich einem Praxischeck unterziehen lassen, bevor sie in der Breite umgesetzt wird. Für diesen Austausch bietet die pharmazeutische Industrie ihre Expertise an.“


Kirsten Sucker-Sket