ABDA im Wahlkampf-Modus

Apotheker sollen Bundestagskandidaten checken

Berlin - 30.04.2013, 10:29 Uhr


Mit einer bundesweiten Politik-Kampagne unter dem Motto „Gesundheit wählen“ will sich die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in den laufenden Bundestagswahlkampf 2013 einmischen. Zu diesem Zweck sollen Apotheker in allen 299 Wahlkreisen mit den dortigen Bundestagskandidaten ins Gespräch zu kommen. Es gibt aber eine Tabu-Zone: Kandidaten der NPD oder DVU oder anderer extremer Parteien sollen nicht einbezogen werden.

Weil die Zeit bis zur Bundestagswahl am 22. September drängt, wurden die Öffentlichkeitsarbeiter der Mitgliedsorganisationen auf einer gestrigen Konferenz im Apothekerhaus aufgefordert, bis zum 10. Juni flächendeckend bereitwillige Apothekerinnen und Apotheker für diese Kampagne zu gewinnen. Es wurden Zweifel geäußert, dass die bundesweite Abdeckung der Kampagne gelingt. Irritiert zeigten sich einige Öffentlichkeitsmitarbeiter, dass der neue ABDA-Sprecher Sven Winkler bei der gestrigen Konferenz seinen Kollegen in den Mitgliedsorganisationen nicht vorgestellt wurde.

Ziel der Dialog-Kampagne ist es laut ABDA, Diskussionen zu Fragen rund um die Gesundheitsversorgung der Zukunft anzuregen und zu moderieren. Dabei werden die Kandidaten der demokratischen Parteien in den bundesweit 299 Wahlkreisen um ihre Stellungnahmen zu relevanten Gesundheitsthemen gebeten. Ihre Antworten werden auf einer Webseite veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. 

„Wir wollen Gesundheit zum Thema im Wahlkampf machen – und nicht zum Wahlkampfthema“, so ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Gesundheit, so habe man festgestellt, spiele in den Wahlprogrammen der Parteien bisher kaum eine Rolle. „Dabei ist die nachhaltige Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems – Stichwort: demografischer Wandel – eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre.“ Die sichere, qualitativ hochwertige und wohnortnahe Gesundheitsversorgung sei für die Menschen in Deutschland von zentraler Bedeutung, so Schmidt. „Die Bürger sind interessiert daran zu erfahren, wie die Politik unser Gesundheitssystem sichern, erhalten und weiterentwickeln will.“

Für diese Transparenz der politischen Positionen soll „Gesundheit wählen“ sorgen. Die Initiative lebe davon, dass sie dezentral in den Regionen stattfindet. „Gesundheit wählen“ setze auf den Dialog vor Ort: Apotheker befragen die Kandidaten zu wichtigen Gesundheitsthemen, regen Diskussionen an und sorgen so für Transparenz im Wahlkampf vor Ort. Es sollen keine Wahlprüfsteine abgefragt und auch keine Wahlempfehlungen abgegeben werden. 

Motor der Kampagne sind laut ABDA Positionsabfragen, die sich um Themen wie demografischer Wandel oder um die Qualität der Gesundheitsversorgung im jeweiligen Wahlkreis drehen. Die Antworten werden der Öffentlichkeit über eine Webseite zur Verfügung gestellt. Ein Kampagnenbüro unterstützt die Maßnahmen und Aktivitäten in den einzelnen Wahlkreisen. „Je ortsspezifischer die Bundestagskandidaten auf die Positionsabfragen antworten, desto besser lässt sich ein konstruktiver Dialog über die Gesundheitsthemen im Wahlkreis führen“, so Schmidt. Die Kosten für die Kampagne sollen die Apotheker vor Ort weitgehend selbst tragen.

Geführt wird die Kampagne von der PR-Agentur Cyrano aus Münster. Die teilnehmenden Apotheker vor Ort erhalten weitgehend freie Hand bei der Auswahl der Themen und der Art und Weise der Kontaktaufnahme und des Aktionsrahmens. „Es wird kein sklavisches Konzept geben“, so ABDA-Vize Mathias Arnold. Allerdings will die ABDA aus dem Apothekerhaus Einfluss nehmen auf ein einheitliches „Wording“ der Kampagne. Auch sollen Veranstaltungsformate entwickelt werden.


Lothar Klein