Retigabin bei Epilepsie

Blaue Finger als Langzeit-Nebenwirkung

19.05.2013, 07:00 Uhr


Das neue Antiepileptikum Retigabin, das als Trobalt® im Mai 2011 in den deutschen Markt eingeführt wurde, zeigt laut einer Meldung der amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA) Langzeitnebenwirkungen in Form von Blauverfärbungen der Finger sowie retinalen Pigmentveränderungen.

Die Blauverfärbungen der Finger traten bei 6% einer Langzeit-Studienpopulation (38 von 605 Patienten) im Mittel nach vier Jahren auf (0,8 bis 7 Jahre). Es ist noch unklar, ob die Veränderungen reversibel sind und ob auch Sehstörungen auftreten können (die Retina wurde bisher nur bei 36 Patienten untersucht).

Retigabin ist derzeit auf dem deutschen Markt nicht verfügbar, da die vertreibende Firma GlaxoSmithKline (GSK) es ein Jahr nach der Einführung zunächst wieder vom Markt genommen hat, nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) keinen Zusatznutzen anerkannte. Die in Deutschland derzeit mit Trobalt® behandelten Patienten beziehen es über die internationale Apotheke.

Die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) empfehlen gemäß einer gemeinsamen Mitteilung allen Patienten, die Retigabin einnehmen, ihre behandelnden Ärzte aufzusuchen. Umgekehrt sollten die behandelnden Ärzte ihre Patienten kontaktieren. Die Patienten sollten gründlich auf die beschriebenen Veränderungen hin untersucht werden, inklusive einer ausführlichen ophthalmologischen Untersuchung. Es sollte eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen, ob Retigabin unter regelmäßigen klinischen Kontrollen weiterhin eingenommen oder schrittweise abgesetzt werden sollte. Wie grundsätzlich bei Antiepileptika sollte ein eventuelles Absetzen der Retigabin-Therapie nicht abrupt und unüberlegt erfolgen.

Quelle: Potiga (Ezogabine): Drug Safety Communication - Linked To Retinal Abnormalities And Blue Skin Discoloration; Food and Drug Administration (FDA) vom 28. April 2013.


Dr. Bettina Hellwig


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