Leitbild-Diskussion und Approbationsordnung

Keine Angst vor dem Wandel!

23.05.2013, 17:15 Uhr


Die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) hat durch die Serie „POP – Patienten-orientierte Pharmazie“ den international zu beobachtenden Trend zum Berufswandel des Apothekers aufgegriffen und die Diskussion über eine Neuorientierung beflügelt. Ein Arbeitskreis

Welche Befürchtungen von Seiten der Hochschullehrer bestehen, zeigt ein Interview mit Prof. Dr. Bernd Clement, dem Vorsitzenden des Verbandes der Professoren an pharmazeutischen Hochschulinstituten (VdPPHI) und Professor für Pharmazeutische Chemie in Kiel. Er will an der breiten naturwissenschaftlichen Ausbildung nicht rütteln. Eine Neuausrichtung der Approbationsordnung könne fatale Folgen haben, es drohe die Verlagerung des Studiums von der Universität an die Fachhochschule.  
Für Apotheker Olaf Rose, Autor der POP-Reihe, MTM(Medication-Therapy-Management)-Pionier und Apothekeninhaber bereitet aber gerade das Festhalten an traditionellen Inhalten erst den Nährboden für diese Diskussion. In einem Gastkommentar in der DAZ verweist er darauf, dass der universitäre Wandel hin zur klinischen Pharmazie das genaue Gegenteil bezweckt und die universitäre Ausbildung sichert.
Nach Auffassung Clements müsse man den Fachapotheker für Allgemeinpharmazie aufwerten, wenn man die Patienten-orientierte Pharmazie stärken will. Ein Vorschlag, der bei Rose auf völliges Unverständnis stößt: „…der Fachapotheker für Allgemeinpharmazie wird dem klinischen Wissen in keiner Weise gerecht, er steht vielmehr für praktische Inhalte und hat keinerlei Schnittmenge mit dem Gemeinten, eher noch die Geriatrische Pharmazie als Spezialdisziplin. Wenn man das enorm weite Feld der klinischen Arzneimittelanwendung nicht kennt, kann man so etwas natürlich behaupten."
Für Rose gehört die grundlegende Wissensvermittlung der klinischen Pharmazie unmittelbar an die Universität -  nicht an die FH und auch nicht in die Hände der zur Weiterbildung ermächtigten „Chefin“ oder des „Chefs“, wie von Clement angedeutet. Es ist laut Rose völlig absurd, 90% der Studenten auf eine angeblich „möglichst weite“ Tätigkeit hin auszubilden, um sie dann aufwendig durch Fort- und Weiterbildung („durch Ärzte?“) umzuschulen. „Das ist unseres Standes nicht würdig und nebenbei hält man die jungen Kollegen von sämtlichen zukunftsträchtigen Einsatzgebieten fern!"
Auch Rose will die ureigenen Felder der Pharmazie nicht aufgeben, Kollegen die sich auf diesen Feldern betätigen wollen, könnten sich beispielsweise durch eine Weiterbildung zum Fachapotheker für pharmazeutische Analytik oder eine Dissertation genügend Spezialwissen für eine Tätigkeit in der Qualitätssicherung oder Herstellung aneignen. Rose ist aufgrund seiner Kontakte in die Industrie davon überzeugt, dass  der Klinische Pharmazeut dort bereits jetzt schon gefragt ist. Internationale Hersteller würden schon seit Jahren das neue klinische Wissen und die Patientenorientierung fordern.

Zum Weiterlesen:

Rose O: Keine Angst vor dem Wandel - ein Plädoyer für die Patienten-orientierte Pharmazie. DAZ 2013; Nr. 21, S. 24 ff


Dr. Doris Uhl