Kampagne pro Organspende

Das trägt man heute: den Organspendeausweis

Berlin - 30.05.2013, 13:21 Uhr


Seit dem Skandal um Schiebereien bei Organtransplantationen sinkt die Spendebereitschaft der Bevölkerung merklich. Jetzt hält die Bundesregierung mit einer breit angelegten Kampagne dagegen. Anlässlich des Tages der Organspende am 1. Juni stellten das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ihre neue gemeinsame Organspendekampagne vor. Sie steht unter dem Motto „Das trägt man heute: den Organspendeausweis".

Dazu erklärte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr: „Organspende geht uns alle an. Deshalb sollte jeder von uns die Chance nutzen, für sich eine Entscheidung zu treffen: Entweder für oder gegen eine Organspende. Der Organspendeausweis bietet die Möglichkeit, die getroffene Entscheidung zu dokumentieren. Das schafft Klarheit, auch für die Angehörigen, die dadurch im Ernstfall entlastet werden. Ich hoffe, dass wir mit unserer neuen Kampagne die Menschen, die diesem Thema bisher aus dem Weg gegangen sind, anregen können, hier zu einer persönlichen Entscheidung zu kommen. Besonders freue ich mich auch über die prominenten Unterstützer der Kampagne, denen ich für Ihr Engagement herzlich danke!"

Zugleich unterstrich Bahr die Sicherheit bei Transplantationen: „Wir haben mehrere Regeln jetzt gesetzt, Kriterien vorgegeben, dass so etwas nicht noch mal passiert", sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP).   Im Juli 2012 war bekanntgeworden, dass ein Göttinger Universitätsarzt Krankendaten gefälscht haben soll, damit die eigenen Patienten beim Empfang einer Spenderleber bevorzugt werden. Der Arzt sitzt in Untersuchungshaft. Der Transplantationsmediziner, der auch am Uniklinikum Regensburg Patientendaten manipuliert haben soll, steht im Verdacht des versuchten Totschlags. Bahr betonte: „Wir werden jetzt immer unangemeldete Kontrollen haben, wir haben eine bessere staatliche Aufsicht, es kann auch nicht mehr ein Arzt alleine über die Kriterien für die Wartelisten-Position entscheiden, sondern es muss ein Gremium, ein Sechs-Augen-Prinzip sein.“

Die offiziellen Prüfungen der Transplantationskliniken in Deutschland kommen auch nach Ärzteangaben voran. „Mittlerweile steht die Überprüfung der Leberprogramme kurz vor dem Abschluss“, sagte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery. Die Überprüfungen seien ein ganz wichtiges Anliegen. „Denn die Vergabe der knappen Organe über Wartelisten muss nach zuvor aufgestellten Kriterien mit größtmöglicher Gerechtigkeit geschehen“, unterstrich Montgomery. „Heute ist die Transplantationsmedizin in Deutschland so sicher wie noch nie.“ Von den 12.000 Menschen, die in Deutschland auf eine Spende warten, starben zuletzt jeden Tag drei.

Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA, erklärte zur neuen Kampagne: „Wir wissen, dass die große Mehrheit der Menschen in Deutschland grundsätzlich eine positive Einstellung zur Organspende hat (70 Prozent), aber die wenigsten dokumentieren ihre Bereitschaft in einem Organspendeausweis (22 Prozent). Aus unseren Studien wissen wir ebenfalls, dass die Menschen eher bereit sind, eine persönliche Entscheidung zu treffen, wenn sie über das Thema Organspende gut informiert sind. Deshalb stellt die BZgA im Rahmen der neuen Kampagne für Bürgerinnen und Bürger kostenfrei Informationsmaterial zur Verfügung. Dieses Angebot ist eine wichtige Voraussetzung, um eine selbstbestimmte Entscheidung zur Organspende zu treffen und sie in einem Ausweis zu dokumentieren."

Als Paten für die Kampagne konnten BMG und BZgA prominente Unterstützer gewinnen, unter anderem den Schauspieler und "Tatort"-Kommissar Klaus J. Behrendt, die Olympiasiegerin im Biathlon Kati Wilhelm, den Olympiasieger im Gewichtheben Matthias Steiner und die Moderatoren Sonya Kraus und Markus Lanz. Im Zuge der Kampagne wurde außerdem ein Blog  www.organspende-geschichten.de eingerichtet. Auf dieser Seite finden Nutzer Interviews mit den prominenten Kampagnenunterstützern, Reportagen von Menschen, für die das Thema Organspende zum Arbeitsalltag gehört, aber auch Geschichten von Spendern und Angehörigen. Der Blog stellt darüber hinaus Initiativen vor, die sich für das Thema Organspende einsetzen. Den Anfang macht der Berliner Verein "Junge Helden e.V". Um den Bürgerinnen und Bürgern den Einstieg in das Thema noch leichter zu machen, wurden im Zuge der Kampagne außerdem alle Online-Präsenzen von BMG und BZgA zum Thema Organspende neu gestaltet und miteinander verknüpft.


Lothar Klein