Expopharm-Eröffnung

Becker pocht auf höheres Honorar

Düsseldorf - 18.09.2013, 10:59 Uhr


Mit einem energischen Appell für eine regelmäßige Erhöhung des Apothekenhonorars hat der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, heute Vormittag in Düsseldorf die weltweit größte Pharmaziemesse „Expopharm“ eröffnet. Becker begrüßte über 500 Aussteller aus 25 Ländern, darunter aus China, Hongkong, Indien und Japan.

Von der am kommenden Sonntag neu zu wählenden Bundesregierung verlangte Becker Dialogbereitschaft für die finanziellen Forderungen der Apotheker. Wichtiges Ziel der kommenden Wahlperiode sei die Durchsetzung einer regelmäßigen, gesetzlich geregelten Überprüfung des Apothekenhonorars. „Viele unserer Kosten steigen automatisch. Da kann es nicht sein, dass eine Anpassung unseres Entgeltes über Jahre unterbleibt“, so Becker. Der DAV-Chef pochte zudem auf eine Erhöhung der BtM-Gebühr sowie der Rezepturentgelte.

Deutliche Kritik übte Becker zudem am GKV-Spitzenverband. Die Krankenkassen müssten sich wieder auf ihre eigentliche Rolle im Gesundheitswesen besinnen – und zwar als vorwärtsgewandte und handlungsfähige Partner der Selbstverwaltung, die das Wohl der Patienten im Auge behielten. Becker: „Wir Apotheker sind ein entschlossener, aber auch lösungsorientierter Verhandlungspartner, der eine starke Selbstverwaltung befürwortet.“ Fehlende Austauschverbote für sensible Wirkstoffe oder Ausschreibungen für Impfstoffe seien Beispiele für mangelnde Patientenorientierung der Kassen. „Lassen Sie selbstbewusst Ihren pharmazeutischen Sachverstand walten“, appellierte Becker an seine Berufskollegen: „Wir Apotheker sind die Arzneimittelfachleute, nicht die Sachbearbeiter der Krankenkassen.“

Jüngstes Beispiel ist laut Becker die Blockade des Rahmenvertrags zu § 129 SGB V mit den bereits gefundenen Lösungen zu den Nullretaxationen. „Alles war verschriftlicht und in den Verhandlungen konsentiert. Und wieder macht der GKV-Spitzenverband eine Kehrtwendung und verweigert seine Unterschrift“, so Becker. Auch für die im Rahmenvertrag zu vereinbarenden Austauschverbote habe der DAV eine Liste mit 20 sensiblen Wirkstoffen vorgelegt. Der GKV habe diese jedoch abgelehnt. „Wieder einmal ging es der GKV hier nicht um das Wohl der Patienten, sondern allein um die wirtschaftlichen Interessen einzelner Krankenkassen mit ihren Rabattverträgen.“

Energisch forderte Becker ein Ende der Ausschreibungen in der Impfstoffversorgung: „Impfstoffe sind Arzneimittel der besonderen Art. Bei Ausschreibungsverfahren für Impfstoffe können Produktionsausfälle nicht ausgeglichen werden, da keine ausreichenden Reserven vorhanden sind.“ Leider gebe es wieder Berichte über verspätet gelieferten Grippeimpfstoff. „Das Desaster des Vorjahres droht sich zu wiederholen“, so Becker.

Zufrieden zeigte sich Becker mit dem Kompromiss zum Kassenabschlag und der neuen Notdienstpauschale. Der DAV-Chef kündigte die Auszahlung der ersten Pauschale für Ende dieses Jahres an.

Eine klare Absage erteilte Becker dem Apothekenbus: „Wir brauchen keine Apothekenbusse. Wir brauchen eine leistungsgerechte und leistungsfördernde Vergütung.“ Wer die Apotheke in der Fläche stärke, erhalte auch den Botendienst hin zum Patienten.

Kurz und klar ging Becker auf die kontroverse Diskussion um den Datenschutz ein. Die Position des DAV sei eindeutig: Zur Arzneimitteltherapiesicherung sei die Datenverarbeitung berechtigt. So sehe es das Sozialgesetzbuch vor. Alle Datenlieferungen müssten sich „streng an die geltenden Regeln halten“, so Becker: „Ohne Wenn und Aber.“ Die Apothekenrechenzentren besäßen das Vertrauen der Apotheker.


Lothar Klein