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Kernphysik
Neutronenstrahl zeigt Anreicherung von Lithium im Gehirn
Das Antidepressivum Lithium reichert sich in der weißen Gehirnsubstanz stärker an als in der grauen. Das lässt vermuten, dass Lithium anders wirkt als synthetische Psychopharmaka.
Seit Jahrzehnten wird Lithium in der Behandlung bei verschiedenartigen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Manien und bipolaren Störungen eingesetzt. Lithium hellt die Stimmung auf und senkt das Aggressionspotenzial. So haben mehrere internationale Studien gezeigt, dass ein höherer natürlicher Lithiumgehalt im Trinkwasser die Suizidrate der Bevölkerung senkt. Lithium wird auch bei unbehandelten Personen im Gehirn eingelagert.
Josef Lichtinger, Doktorand am Lehrstuhl für Physik der Hadronen und Kerne (E12) der TU München, untersuchte Gewebeproben von drei Personengruppen – Patienten, die mit Lithium bzw. nicht mit Lithium behandelt wurden und gesunde Probanden – mit einem fokussierten kalten Neutronenstrahl höchster Intensität. Lithium reagiert sehr spezifisch mit Neutronen, indem es in ein Helium- und ein Tritium-Atom zerfällt. Mit einem speziellen Detektor können sehr geringe Konzentrationen gemessen werden; üblich sind etwa 0,45 Nanogramm Lithium pro Gramm Gewebe.
Nur in den Proben eines depressiven Patienten, der mit Lithium behandelt worden war, zeigte sich eine Anreicherung von Lithium in der weißen Substanz, sodass der Lithiumgehalt etwa viermal höher war als in der benachbarten grauen Substanz. Durch weitere Messungen sollen „Landkarten“ des Gehirns entstehen, die die Lithiumkonzentrationen beim unbehandelten Probanden und beim mit Lithium behandelten depressiven Patienten zeigen. Eventuell könnte man Lithium dann zielgenauer einsetzen.
Quelle: Pressemitteilung der Technischen Universität München, 26.9.2013.
München - 02.10.2013, 12:29 Uhr