Krebsforschung

Sulfatiertes Resveratrol hat antikanzerogenes Potenzial

Leicester - 07.10.2013, 12:55 Uhr


Produkte mit dem natürlichen Polyphenol Resveratrol sind als Anti-Aging-Mittel auf dem Markt, doch gilt ihr Nutzen als fragwürdig. Resveratrol könnte jedoch, wenn es als Sulfat verabreicht wird, tatsächlich ein interessanter Wirkstoff werden.

Das u.a. in Himbeeren, roten Weintrauben und im Rotwein enthaltene Resveratrol (trans-3,5,4'-Trihydroxystilben) hat in vitro zahlreiche gesundheitsprotektive Effekte gezeigt, die jedoch für den lebenden Organismus als ziemlich irrelevant gelten, weil die Verbindung sehr schnell abgebaut wird und an ihren Wirkorten nicht ankommt.

Krebsforscher um Karen Brown und Andreas Gescher an der Universität Leicester, England, entdeckten nun Glucuronide und Sulfate des Resveratrol im Gewebe und Plasma von Menschen und haben darauf die Pharmakologie der Sulfate studiert. Zunächst zeigte ein Test an Mäusen, dass ein Gemisch von Resveratrol-3-O-sulfat und -4‘-O-sulfat oral nur zu 14 bzw. 3% resorbiert wird, also eine geringe Bioverfügbarkeit hat; nach der Resorption wird ein geringer Teil der Sulfate hydrolysiert, sodass freies Resveratrol 2% des gesamten Resveratrols im Plasma ausmacht.

Anschließend ergaben In-vitro-Untersuchungen, dass die Resveratrolsulfate mithilfe von bestimmten Transportern in die Zellen gelangen und dann intrazellulär hydrolysiert werden. Bei Krebszellen bewirkte das freie Resveratrol sowohl Seneszenz (Wachstumsstillstand) als auch eine destruktive Autophagie; an der ursächlichen Wirkung von freiem Resveratrol besteht kein Zweifel, weil die genannten Wirkungen ausblieben, wenn die Zellen zusammen mit den Resveratrolsulfaten gleichzeitig einen Sulfatasehemmer aufnahmen.

Da Resveratrolsulfate unbedenklich sein dürften, steht klinischen Studien aus Sicht der Autoren nichts entgegen. Die Frage ist nur, wer sie finanzieren würde.

Quelle: Patel KR, et al. Sulfate Metabolites Provide an Intracellular Pool for Resveratrol Generation and Induce Autophagy with Senescence. Sci Transl Med 2013;5:205ra133.


Dr. Wolfgang Caesar