Leitbilddiskussion

Kammer Nordrhein: Kritik an Leitbilddiskussion

Berlin - 25.10.2013, 13:18 Uhr


Die Apothekerkammer Nordrhein hat in einem Brief an ABDA-Präsident Friedemann Schmidt die auf dem Deutschen Apothekertag angestoßene Diskussion über das neue Leitbild als orientierungslos und „streng nach Wort-Definition“ als „nicht zielführend“ kritisiert. Stattdessen fordert die Kammer Nordrhein eine „Strukturdiskussion“ über die Rolle des Apothekers in der älter werdenden Gesellschaft.

In seiner Sitzung am 16. Oktober habe der Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein sehr intensiv über die Intention der auf dem Apothekertag 2013 gestarteten Leitbilddiskussion diskutiert. Im Kern unterstütze der Vorstand selbstverständlich alle Strategien, um den freien Heilberuf weiterzuentwickeln, seine Aufgabe in Staat und Gesellschaft, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, zu konkretisieren und auszubauen, heißt es in dem Brief. Neben der Steigerung der Effektivität und Effizienz der Patientenversorgung müssten „gesundheitsökonomische Aspekte zum Benefit für das Gemeinwohl ebenso zwingend berücksichtigt werden wie die Sicherung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Versorgungssystems Apotheke“.

Leider sei es dem Vorstand bis heute nicht bewusst, welche Ziele mit der initiierten Leitbild-Diskussion tatsächlich verfolgt werden sollten und wie eine solche Diskussion strukturiert und transparent geführt werden könne: „Oder handelt es sich evtl. um eine Berufsbilddiskussion für den Offizin-Apotheker? Sind solche Diskussionen nicht zwingend auf der europäischen Ebene zu führen? Wie finden die unverzichtbaren Säulen der Freiberuflichkeit – wiederum im europäischen Kontext – Berücksichtigung?“, fragt Kammerpräsident Lutz Engelen in seinem Brief an Friedemann Schmidt.  

Eine Leitbilddiskussion streng nach Wort-Definition halte der Vorstand der Kammer Nordrhein für „nicht zielführend“. Die Ausrichtung des Berufsstandes sei durch den Rechtsrahmen und durch die hervorragenden strategischen Studien und Projekte wie beispielsweise Pharm-CHF und ABDA-KBV-Modell bereits seit Jahren festgelegt. Die Frage nach einem Leitbild dürfe keinesfalls zu einer Verwässerung oder gar Gefährdung dieser fundamentalen Grundsatzpositionen führen.

Auch dürfe die Diskussion in der Öffentlichkeit die dringende Forderung der Apotheker nach einer besseren Honorierung keinesfalls konterkarieren. Engelen: „Besteht nicht die Gefahr, dass die Politik die Beantwortung der selbst gestellten Frage als Voraussetzung zur Honorarsteigerung definiert und damit politische Gestaltungsverantwortung an den Berufsstand abschiebt? Eine Taktik, die bereits mehrfach zum Nachteil der Apothekerschaft zur Anwendung kam.“

Nötig sei stattdessen eine Strukturdiskussion, die die Rolle des Apothekers in einer älter werdenden Gesellschaft beantwortet. Engelen fordert die ABDA auf, diese Diskussion „sehr selbstbewusst“ zu führen vor dem „Hintergrund der gesellschaftlichen Erwartungen, der möglichen Kooperation mit den anderen Heilberufen sowie der gesetzlichen Parameter in einem budgetierten Gesundheitssystem unter Einbezug des pharmazeutisch-fachlichen, unternehmerisch und personell Leistbaren.“


Lothar Klein