Verzicht auf Bestandsmarktaufruf

Generikaunternehmen haben das Nachsehen

Berlin - 05.11.2013, 14:33 Uhr


Auf Unverständnis trifft der schwarz-rote Arzneimittelkompromiss beim Branchenverband Pro Generika. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Generikaunternehmen weiter mit dem Preisstopp belastet werden sollen, nur weil das auf patentgeschützte Arzneimittel ausgerichtete AMNOG-Einsparziel verfehlt werde, sagte Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer.

Gestern haben sich CDU/CSU und SPD in der Arbeitsgruppe Gesundheit geeinigt, den unbefristeten Zwangsrabatt für Nicht-Festbetragsarzneimittel von 6 auf 7 Prozent zu erhöhen und das Preismoratorium zu verlängern. Den mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) eingeführten Bestandsmarktaufruf für patentgeschützte Arzneimittel wollen sie hingegen beenden.

Pro Generika erinnert daran, dass das AMNOG 2011 eingeführt wurde, um patentgeschützte Arzneimittel einer Preisregulierung zu unterwerfen – Generika standen hingegen nicht im Fokus. Nun werde festgestellt, dass das Gesetz nicht umsetzbar ist, soweit es um patentgeschützte Arzneimittel geht, die vor 2011 eingeführt wurden. Die Folge: Das von der Politik gesetzte Einsparziel des AMNOG wird verfehlt. Um dies zu kompensieren haben sich die Gesundheitspolitiker von Union und SPD entschieden, den unbefristeten Zwangsrabatt zu erhöhen und den Preisstopp fortzuführen – letzterer trifft auch die Generikaunternehmen. Die ohnehin niedrigen Generikapreise bleiben somit auch in den kommenden Jahren auf dem Niveau des Sommers 2009 eingefroren.

Dabei habe es in den vergangenen Jahren spürbare Kostensteigerungen bei den Unternehmen gegeben, so Pro Generika. Etwa wegen zusätzlicher regulatorischer Auflagen, Lohnsteigerungen, höheren Rohstoff- und Energiepreisen und der Inflation. „Generikaunternehmen haben keine Chance, diese Kostenanstiege zu kompensieren, zumal zu den niedrigen Preisen noch Festbeträge und Rabattverträge hinzukommen“, heißt es in einer Mitteilung des Branchenverbandes.

Schon seit Jahren zahlten die Krankenkassen immer weniger für immer mehr Generika: 73 Prozent des gesamten Arzneimittelbedarfs der gesetzlichen Kassen werde mit Generika abgedeckt. Doch nach Abzug aller Rabatte hätten sie nur einen Anteil von weniger als 10 Prozent an den GKV-Arzneimittelausgaben (Werkspreise). Dies sei weniger als die GKV für die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel aufwenden müsse.

Bretthauer mahnt: „Eine nachhaltige Arzneimittelversorgung hat zur Voraussetzung, dass Arzneimittel auch aus Sicht von Generikaunternehmen wirtschaftlich angeboten werden können. Bei der konkreten Ausgestaltung der gestrigen Vereinbarung muss daher darauf geachtet werden, dass es zu keinen weiteren Belastungen der Generikaunternehmen kommt“.


Kirsten Sucker-Sket