Darmstädter Pharmakonzern erhöht Prognose

Merck freut sich über „solides organisches Wachstum“

Darmstadt - 14.11.2013, 11:28 Uhr


Erfolge beim Konzernumbau und die Nachfrage aus den Schwellenländern haben beim Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck im dritten Quartal für Rückenwind gesorgt. „Das erneut starke Ergebnis beweist einmal mehr, dass wir mit dem Umbau unseres Unternehmens auf Kurs sind“, sagte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley heute bei Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal in Darmstadt. Merck sei jetzt profitabler als zu Beginn des Veränderungsprozesses.

Unter dem Strich stieg der Überschuss im dritten Quartal auf 316,0 Mio. Euro. Im Vorjahresquartal war ein Verlust von 63,2 Mio. Euro angefallen. Gründe dafür waren Sonderbelastungen, die der Umbau nebst Sparprogramm mit sich brachte. Merck will dadurch vor allem die Profitabilität der Pharmasparten Merck Serono und Consumer Health Care steigern und wettbewerbsfähiger werden. Denn dem Unternehmen fehlt es wie vielen seiner Konkurrenten an schlagkräftigen Neuentwicklungen.

Den Großteil des Umbaus will Merck bis Ende 2014 abgeschlossen haben. Von 2018 an wollen die Darmstädter dann jährlich 385 Mio. Euro einsparen. Allein in Deutschland sollen bis 2015 etwa 1.100 Stellen wegfallen. Ende September beschäftigte Merck weltweit 37.976 Mitarbeiter – 2.700 weniger als Ende 2011. Erfolge des Konzernumbaus zeigten sich erneut bei der operativen Entwicklung: Das Ergebnis vor Sondereinflüssen (EBITDA) legte im dritten Quartal um 10,1 Prozent auf 830,7 Mio. Euro zu.

Kräftigen Gegenwind bekamen Merck dagegen beim Umsatz durch den starken Euro im Vergleich zum Yen, dem US-Dollar und einigen lateinamerikanischen Währungen zu spüren. Der Umsatz sank um 2,3 Prozent auf 2,66 Mrd. Euro. Mit dem Ausbau des Geschäfts in den Schwellenländern kam Merck offenbar voran: Die sogenannten Emerging Marktes entwickelten sich im dritten Quartal erstmals zur Region mit dem höchsten prozentualen Anteil am Konzernumsatz: Mit 37 Prozent lagen sie knapp vor Europa (36%).

In der biopharmazeutischen Sparte Merck Serono sorgten die negativen Wechselkurseffekte für einen Umsatzrückgang um 1,8 Prozent auf 1,48 Mrd. Euro. Die weltweiten Umsatzerlöse des MS-Medikamentes Rebif®, des umsatzstärkstem Einzelproduktes von Merck, sanken im dritten Quartal 2013 organisch um 3,4 Prozent. Grund dafür sei insbesondere der verschärfte Wettbewerb in Nordamerika, dessen Auswirkungen durch Preiserhöhungen nicht vollständig kompensiert werden könnten, so Merck. Unter Berücksichtigung negativer Währungseffekte reduzierte sich der Umsatz um 7,9 Prozent auf 460 Mio. Euro. Auch die Umsatzerlöse des Krebsmittels Erbitux® wuchsen zwar organisch – doch zusammen mit den negativen Währungseffekten gingen die Umsätze um 0,8 Prozent auf 223 Mio. Euro zurück.  In der kleineren Sparte mit rezeptfreien Arzneien – Consumer Health – konnten die Hessen dagegen einen Umsatzanstieg und eine bessere Marge ausweisen. Im dritten Quartal verzeichneten sechs der acht strategischen Marken (Bion®, Nasivin®, Femibion®, Cebion®, Sangobion® und Kytta®) zweistellige Wachstumsraten.

Den erwarteten Abbau von Lagerbeständen bekam Merck im lukrativen Geschäft mit Flüssigkristallen zu spüren. Unter Berücksichtigung negativer Wechselkurseffekte sank der Umsatz der Sparte Performance Materials, zu der auch die Flüssigkristalle gehören, um fast neun Prozent auf 406 Mio. Euro. Die Kristalle werden etwa in Laptops, Flachbild-Fernsehern und Handy-Displays eingesetzt. Mit LG Display, Samsung oder auch Sharp kommen die Hauptkunden aus Asien.

Kley sieht Merck trotz des starken Gegenwinds von der Währungsseite auf Kurs, das Umsatzziel für das laufende Geschäftsjahr zu erreichen. Der Umsatz soll 10,7 bis 10,9 Mrd. Euro betragen (VJ: 10,7). Beim bereinigten Gewinn je Aktie stellt Merck 8,50 bis 9,00 Euro in Aussicht. Die Ergebniserwartungen für die Sparten Consumer Health und Performance Materials wurden dagegen angehoben.


dpa-AFX