- DAZ.online
- News
- Marcumar plus ...
Wechselwirkung
Marcumar plus Antibiotikum erhöht das Blutungsrisiko
Marcumar-Patienten, die gleichzeitig Antibiotika einnehmen, haben ein erhöhtes Blutungsrisiko. Das zeigte jetzt eine Fall-Kontroll-Studie. Diese Interaktion ist besonders problematisch, da sie in vielen Beipackzetteln sowie in der Roten Liste nicht erwähnt wird. Das Ausmaß, in dem die Blutgerinnung beeinflusst wird, ist je nach Antibiotikaklasse unterschiedlich groß.
In der Studie wurden Daten von über 500.000 Marcumar-Patienten hinsichtlich Krankenhauseinweisungen wegen größerer Blutungen im zeitlichen Zusammenhang mit Antibiotika-Einnahme (mindestens eine Einnahme in den letzten sieben Tagen) untersucht. Die stärkste Erhöhung der Blutungsneigung wurde für die Klasse der Chinolone beobachtet. So erhöhte Ofloxacin das Risiko für Blutungen auf das Fünffache, während Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin zu einer etwa dreifachen Steigerung führten. Bei Cotrimoxazol wurde eine vierfache Steigerung beobachtet. Amoxicillin mit Clavulansäure ging mit einem etwa doppelt so hohen Risiko für Blutungen einher. Mit Amoxicillin allein war es etwas geringer. Der Effekt scheint zeitlich eng mit der Antibiotika-Einnahme zu korrelieren. Je näher die Verschreibung am Einlieferungstermin lag, desto höher war das Risiko für eine Blutung (OR: 3,25 für 0 bis 3 Tage; OR 2,88 für 4 bis 7 Tage), wobei das Risiko für gastrointestinale Blutungen höher war als das für zerebrale (OR 2,09 vs. 1,34).
Der Mechanismus, der zu der erhöhten Blutungsneigung führt, ist unklar. Man vermutet, dass durch die Störung der Darmflora weniger bakterielles Vitamin K produziert und so die Wirkung von Marcumar verstärkt wird. Außerdem könnte Inhibition von CYP2C9 und CYP3A4 eine Rolle spielen. Weitere Studien sollen nun durch INR-Monitoring zeigen, wie stark sich Antibiotika auf die Blutgerinnung auswirken, und auch die Frage, ob auch die neuen Antikoagulanzien mit diesen Wirkstoffen interagieren, soll beantwortet werden. Bis genauere Daten vorliegen, sollten Patienten und Ärzte für die Problematik sensibilisiert werden, damit das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Therapie mit den oben erwähnten Wirkstoffen sorgfältig abgewogen und die Einnahme mit engmaschigen INR-Kontrollen begleitet werden kann.
Stuttgart - 29.01.2014, 15:50 Uhr