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Betablocker Nadolol
Wirkminderung durch grünen Tee
Grünem Tee und Extrakten aus grünem Tee werden viele positive Effekte nachgesagt, beispielsweise die Prävention kardiovaskulärer und onkologischer Erkrankungen, aber auch aus traditionellen oder kulinarischen Gründen wird er getrunken. Dementsprechend hoch ist der weltweite Konsum. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass häufig Arzneimittel mit grünem Tee gleichzeitig eingenommen werden. Eine experimentelle Untersuchung ergab nun, dass dies nicht immer unproblematisch ist.
Über die Wechselwirkungen zwischen grünem Tee und Arzneistoffen ist – im Vergleich zu Interaktionen zwischen Grapefruitsaft und Pharmaka – noch wenig bekannt. Die meisten Angaben finden sich zu Interaktionen zwischen grünem Tee und Onkologika. Grüner Tee steigert die Wirkung zahlreicher Zytostatika, so etwa von 5-Fluorouracil, Cisplatin, Etoposid, Erlotinib und weiteren; über die praktische Relevanz besteht Unklarheit.
In einer Untersuchung erhielten nun zehn gesunde Probanden eine Einmaldosis des Betablockers Nadolol, einem nicht-selektiven Betablocker, der in Deutschland nicht eingesetzt wird. Die Einnahme erfolgte entweder mit grünem Tee oder Wasser. Dieser Einnahme war ein vierzehntägiger Konsum von grünem Tee (700 ml/Tag) oder Wasser vorausgegangen, um den gewohnheitsmäßigen Genuss von grünem Tee nachzuahmen. Anschließend wurden Plasmakonzentrationen und Urinausscheidung von Nadolol bestimmt sowie Auswirkungen auf Blutdruck und Puls festgehalten. Der Genuss von grünem Tee reduzierte die Plasmakonzentration von Nadolol um rund 85%. Ebenso war die Ausscheidung von Nadolol im Harn bei den Probanden, die grünen Tee getrunken hatten, um rund 80% verringert. Dies zeigte sich auch bei Puls und Blutdruck: So wurden diese bei den Probanden, die Nadolol mit Wasser eingenommen hatten, stärker gesenkt als bei den Probanden, die Nadolol mit grünem Tee eingenommen hatten. Zellkulturexperimente gaben Hinweise auf den zugrunde liegenden Mechanismus: Grüner Tee hemmt die Nadolol-Aufnahme über intestinale organische Anionen-Transport-Polypeptide und eine verringert so die Wirkung des Betablockers. Daher die Empfehlung der Studienautoren: Patienten, die Nadolol einnehmen, sollten auf den Genuss von grünem Tee verzichten.
Auf einer Website der University of Maryland (http://umm.edu/health/medical/altmed/herb/green-tea) findet sich eine ganze Liste von Wirkstoffgruppen, bei denen auf mögliche Interaktionen mit grünem Tee hingewiesen wird. Darunter fallen Stoffe wie Adenosin, Beta-Laktame, Warfarin (aufgrund eines möglichen Vitamin-K-Gehalts von grünem Tee), ASS als Thrombozytenaggregationshemmer, Clozapin, Ephedrin, MAO-Hemmer u.a.
Quelle: Dr. Petra Jungmayr: Betablocker und Teetrinken: Grüner Tee beeinträchtigt die Wirksamkeit von Nadolol; DAZ 2014, Nr. 4, S. 44
Stuttgart - 31.01.2014, 11:33 Uhr