Großbritannien

NICE: Statine schon bei geringerem Risiko

Remagen - 14.02.2014, 13:44 Uhr


Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) hat seine Leitlinie zur Lipidmodifikation überarbeitet und schlägt nun eine niedrigere Schwelle für den Einsatz von Statinen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) vor. Derzeit bekommen nur Patienten mit einem 10-Jahres-Risiko für die Entwicklung von CVD von 20 Prozent oder mehr Statine angeboten. Der neue Entwurf schlägt nun vor, die Messlatte für die Prävention auf 10 Prozent zu senken.

Die Ärzte sollen das individuelle Risiko der Patienten mithilfe des QRISK2-Algorithmuses unter Einbeziehung einer Reihe von Risikofaktoren – etwa Rauchen, Höhe des Cholesterinspiegels, Blutdruck und Body-Mass-Index – ermitteln. Der Rechner weist dann den Prozentsatz aus, wie hoch das Risiko ist, innerhalb der nächsten zehn Jahre eine CVD zu entwickeln.

NICE hatte früher das amerikanische Framingham-Risiko-Tool empfohlen. Hiervon rückte das Institut im Februar 2010 ab. Neue Daten ließen darauf schließen, dass QRISK2 eine genauere Risiko-Abschätzung ermögliche, vor allem bei verschiedenen ethnischen Populationen. Bei Patienten mit Typ 2 Diabetes sollte zur Abschätzung das aus den Daten der großangelegten United Kingdom Prospective Diabetes Study (UKPDS) entwickelte spezifische UKPDS-Risiko-Tool verwendet werden.

Als Einstieg in die primäre Prävention von CVD mit Statinen empfiehlt NICE 20 mg Atorvastatin. Patienten mit etablierten CVD, Typ 1 Diabetes oder Typ-2-Diabetes sollten 80 mg Atorvastatin erhalten.

Die Anzahl der Statin-Patienten im Vereinigten Königreich wird derzeit auf mehr als sieben Millionen geschätzt. Dies ist mit jährlichen Kosten von rund 285 Millionen Britischen Pfund verbunden. „Da die Wirksamkeit dieser Medikamente nachgewiesen ist und auch die Kosten gesunken sind, sollen jetzt erheblich mehr Menschen Statine bekommen“, meint der Direktor des Zentrums für Klinische Praxis des NICE Prof. Mark Baker. Gleichwohl bleibt es bei der Mahnung an die Patienten, bestehende Risikofaktoren so weit wie möglich in eigener Verantwortung zu reduzieren.

Die betroffenen Akteure im Gesundheitswesen können nun bis zum 26. März 2014 zu dem Entwurf Stellung nehmen. Die Veröffentlichung der endgültigen revidierten Fassung ist für Juli 2014 vorgesehen.


Dr. Helga Blasius