Arzneimittelwechselwirkung

Clindamycin kann Blutungsrisiko erhöhen

09.05.2014, 08:24 Uhr


Das BfArM weist in einer Risikoinformation darauf hin, dass Clindamycin bei Patienten unter oraler Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten zu einem Anstieg der INR führen kann und damit das Blutungsrisiko erhöht sein kann.

Unter der langfristigen Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten zur Antikoagulation kann das Blutungsrisiko erhöht sein, wenn wegen einer akuten Infektion Antibiotika eingesetzt werden. Hintergrund ist vermutlich eine Störung der intestinalen Darmflora, zu denen auch Vitamin-K-produzierende Bakterien gehören. Auch eine Hemmung von Cytochrom-P450-Isoenzymen, die Warfarin in der Leber abbauen, wird diskutiert. Bisher wurde Clindamycin zu den Low-risk-Antibiotika gezählt. Auf Anraten des Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) der EMA werden nun die Fach- und Gebrauchsinformation von Clindamycin-haltigen Präparaten um den Hinweis ergänzt, dass bei Patienten, die mit Vitamin K-Antagonisten behandelt werden, engmaschig die Blutgerinnung zu kontrollieren sei.

In die Fachinformationen wird unter „4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen“ folgender Passus ergänzt:

„Vitamin-K-Antagonisten

Bei Patienten, die Clindamycin zusammen mit Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Warfarin, Acenocoumarol, Fluindion) erhielten, wurden erhöhte Blutgerinnungswerte (PT/INR) und/oder Blutungen berichtet. Die Blutgerinnungswerte sollten daher bei Patienten, die mit Vitamin K Antagonisten behandelt werden, engmaschig kontrolliert werden.“

In die  Gebrauchsinformationen wird unter den Einnahmehinweisen zur Anwendung mit anderen Arzneimitteln ergänzt:

„Warfarin und gleichartige Medikamente zur Blutverdünnung: Die Wahrscheinlichkeit von Blutungen kann erhöht sein. Regelmäßige Blutuntersuchungen können erforderlich sein, um die Blutgerinnung zu überprüfen.“

Clindamycin ist ein halbsynthetisches Pyranosid, das mit anderen bekannten Antibiotika strukturell nicht verwandt ist. Der Wirkungsmechanismus beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese durch Bindung an die 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Clindamycin ist indiziert bei akuten und chronischen bakteriellen Infektionen durch Clindamycin-empfindliche Erreger wie Infektionen der Knochen und Gelenke, des HNO-und Zahn- und Kieferbereichs, der tiefen Atemwege, des Becken- und Bauchraumes, der weiblichen Geschlechtsorgane, der Haut und Weichteile sowie Scharlach.

Quelle

Clindamycin: Arzneimittelwechselwirkungen – Anstieg der INR (International Normalised Ratio) Risikoinformation des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 6 Mai 2014.


Dr. Carolina Kusnick