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Studie
Schrumpft Porno-Gucken das Gehirn von Männern?
Ende Mai berichtete die britische „Daily Mail“ von einer kleinen Studie, in der Forscher eine Korrelation zwischen der Dauer des visuellen Porno-Konsums mit dem Niedergang eines bestimmten komplexen Hirngewebes gefunden hatten. In der Sorge, die „alarmierende Feststellung“ in der allgemeinen Laien-Presse könne von der Öffentlichkeit missverstanden und allzu sehr auf die Goldwaage gelegt werden, griff der britische National Health Service (NHS) das Thema auf seiner Webseite auf.
Worum ging es hier genau? In der Studie waren 64 gesunde Männer im Alter zwischen 21 und 45 Jahren nach ihren Porno-Sehgewohnheiten befragt worden. Konkret wurde eruiert, wie viele Stunden sie sich täglich unter der Woche oder am Wochenende mit der Betrachtung pornografischer Darstellungen beschäftigten. Sie taten dies im Schnitt über vier Stunden pro Woche, wobei die Dauer zwischen 0 und 19,5 Stunden schwankte.
Um zu ermitteln, wie die Gehirne der Männer auf den Porno-Konsum reagieren, wurden diese gescannt und die dabei gesehenen Veränderungen zu der Dauer des „Konsums“ in Beziehung gesetzt. Die Forscher fanden eine schwache bis moderate Korrelation zwischen der Anzahl der Stunden pro Woche und der Größe und Aktivität der Hirnregionen, die für Belohnungsreaktionen und die sexuelle Stimulation bei Männern zuständig sind. Hiernach könnte die intensive Exposition pornografischer Reize zu einer Down-Regulation der natürlichen neuronalen Reaktion auf sexuelle Reize führen.
Die Frage, ob das Anschauen von Pornos zu den Veränderungen im Gehirn führt oder ob Menschen mit bestimmten Gehirntypen einfach mehr Pornos gucken, kann die Studie allerdings nicht beantworten.
Nichtsdestotrotz hält der NHS die Beschäftigung mit dem Thema durchaus für angebracht. Schließlich sei pornografisches Material heute bereits für Jugendliche über das Internet allenthalben verfügbar; die Auswirkungen gerade auf die junge Psyche seien kaum abzuschätzen.
Die Studie wurde übrigens von Forschern des Zentrums für Entwicklungspsychologie in Berlin durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Quelle: Kühn S, Gallinat J. Brain Structure and Functional Connectivity Associated With Pornography Consumption. JAMA Psychiatry. Published online May 29 2014
Remagen - 09.06.2014, 09:00 Uhr