Deutsche Diabetes Gesellschaft

Deutschland im Kampf gegen Diabetes wenig weltmeisterlich

Berlin - 15.07.2014, 15:38 Uhr


Diabetes-Verbände haben von der Politik erneut höhere Steuern auf ungesunde Lebensmittel wie Fast Food, Chips und Süßes gefordert. In der Prävention von Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes liege Deutschland deutlich hinter der internationalen Entwicklung zurück, betont die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) mit Blick auf den jüngsten Gipfel gegen nicht übertragbare Krankheiten.

Statt besser werde die Übergewichtsepidemie seit drei Jahrzehnten immer schlimmer, beklagte die Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, laut der DDG. Sie forderte zu einem drastischen Paradigmenwechsel auf: „Wir denken immer noch zu sehr in Krankheiten, statt in der Verhinderung von Krankheiten.“ Die UN-Generalversammlung beschloss, dass die Staaten bis zum kommenden Jahr nationale Ziele entwickeln und nationale Pläne aufstellen sollen, um die vorzeitige Sterblichkeit durch chronische Krankheiten bis 2025 um ein Viertel zu senken.

Den Staaten werden zudem sektorenübergreifende Koordinierungsmechanismen empfohlen, berichtet die DDG weiter, und die Einrichtung einer verantwortlichen Zuständigkeit auf hoher politischer Ebene. „Daher fordern wir seit langem einen Bundesbeauftragten für Diabetes und Adipositas, der in der Umsetzung eines Nationalen Diabetesplans eine wichtige Rolle einnehmen würde“, betont DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Gerlach. Er bedauert, „dass die Bundesregierung sich an dieser Debatte im höchsten UN-Gremium nicht beteiligt und damit die Chance auslässt, von internationalen Erfahrungen zu lernen“.

Viele Länder haben inzwischen Maßnahmen ergriffen, um die Risikofaktoren von nicht übertragbaren Krankheiten, die mehr als 80 Prozent aller Todesfälle verursachen, zu reduzieren. Weil ein hoher Salzkonsum als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen gilt, haben einige südamerikanische Länder laut der DDG mit der Brotindustrie Vereinbarungen getroffen, den Salzgehalt zu reduzieren. Zudem haben etliche Länder verschiedene Formen der Zucker-Fett-Steuer eingeführt (Frankreich, Finnland, Mexiko, Ungarn). Andere Länder verbieten an Kinder gerichtete Fernsehwerbung (Norwegen, Schweden, Quebec) oder alle Formen der Tabakwerbung, einschließlich des Sponsorings (Australien).

Nach Meinung der DDG könnte ein sinnvoller Weg für Deutschland der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf besonders kalorienreiche und ballaststoffarme Produkte sein. Neben dieser Zucker-Fett-Steuer sollten gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse dagegen bewusst gering besteuert werden. Für viele Lebensmittel gilt bisher ein Steuersatz von sieben Prozent. Jeden Tag erkranken in Deutschland heute nach DGG-Angaben mehr als 700 Menschen neu an Diabetes. Darunter sei eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen, die erst durch falsche Ernährung zuckerkrank wurde (Typ 2). Bei den über 70-Jährigen sei in Deutschland inzwischen fast jeder Dritte Diabetiker.


Juliane Ziegler/dpa


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