Glaeske beim Apothekertag in Westfalen-Lippe

AKWL: „Durch Reibung entsteht Energie“

Berlin - 13.08.2014, 17:30 Uhr


Der 5. Westfälisch-Lippische Apothekertag im März nächsten Jahres verspricht Information und Unterhaltung: Der Philosoph Richard David Precht wird den regionalen Apothekertag mit dem Vortrag „Moral – Die Kunst, kein Egoist zu sein“ eröffnen. Für Unmut schon im Vorfeld sorgt allerdings, dass Professor Dr. Gerd Glaeske mit einem Vortrag über evidenzbasierte Entscheidungsfindung in der Apotheke ebenfalls als Referent vorgesehen ist. Die Apothekerkammer steht aber zu ihrer Entscheidung, ihn eingeladen zu haben.

Der in der Freien Apothekerschaft e.V. aktive Apotheker Reinhard Rokitta aus Bünde hatte die Ankündigung von Glaeske – dem „Apothekenfeind Nr. 1“ – wenig erfreut zur Kenntnis genommen. Er wandte sich mit einem Brief – den er auch als Leserbrief verbreitete – an seine Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening. Seine Botschaft: „Unabhängig vom Titel seines Fachvortrages bin ich über das Verhalten der Kammer mehr als erschüttert, ja geradezu entsetzt. Von meinem Kammerbeitrag, den ich mir sauer genug verdienen muss, wird hier eine Person bezahlt, die das Ansehen der Apothekerschaft in der Vergangenheit unter anderem mithilfe ausgesuchter Medien bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Dreck gezogen hat“. Von Frau Overwiening wollte er wissen, was sie veranlasst hat, Glaeske  für die  Veranstaltung zu verpflichten und wer an der Entscheidung beteiligt war. Auch die Kosten für den Referenten interessierten Rokitta.

Mittlerweile hat die AKWL dem erzürnten Apotheker geantwortet – und auch gegenüber DAZ.online die Beweggründe erläutert: „Unser Kongress trägt den Titel ‚Näher am Patienten‘. Dazu passt Professor Dr. Glaeskes Beitrag ‚Evidenzbasierte Entscheidungsfindung in der Apotheke, sportlich aber machbar‘ gleichsam wie die Faust aufs Auge. Wir freuen uns auf diesen Vortrag und eine konstruktive Diskussion“, so Michael Schmitz, Geschäftsführer Kommunikation, IT und Neue Medien bei der AKWL. Er verweist ferner darauf, dass der Erfolg des Westfälisch-Lippischen Apothekertages gerade aus dem Mix aus Fachvorträgen, politischen Informationen und Diskussionen, Fachausstellung und Rahmenprogramm fuße. „Es ist bei uns eine gute Tradition und entspricht einer lebendigen Diskussionskultur, dass wir nicht nur Referenten einladen, die uns gleichsam ‚nach dem Munde reden‘, sondern auch kritische Geister, an denen man sich reiben kann“, so Schmitz. „Schließlich entsteht durch Reibung Energie“.

Der Brief von Herrn Rokitta suggeriere ein wenig, mit der Einladung von Professor Dr. Glaeske werde ein Tabubruch begangen, meint Schmitz. Dem stehe entgegen, dass der Bremer Professor seit vielen Jahren regelmäßiger Gast auf regionalen Veranstaltungen wie etwa der Scheele-Tagung und beim Deutschen Apothekertag sei. Auch auf Veranstaltungen des Deutschen Apotheker Verlages war Glaeske schon Referent – hier erfolgte seine Honorierung allerdings nicht über Kammerbeiträge.


Kirsten Sucker-Sket


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