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Noch ein Virus
Chikungunya: Unaussprechlich und nicht ungefährlich
Die ganze Welt schaut gebannt nach Afrika, wo derzeit Ebola wütet und nicht unter Kontrolle zu bekommen ist. Derweil ist quasi unbemerkt eine andere Virus-Erkrankung mit Touristen bereits nach Deutschland gekommen: das Chikungunya-Fieber. Bis 28. Mai waren dem Robert Koch-Institut insgesamt 18 Chikungunya-Erkrankungen übermittelt worden, von denen neun von Reiserückkehrern aus der Karibik stammten.
Das Chikungunya-Virus (CHIKV), das zu den Alphaviren in der Familie der Togaviridae gehört, wird über weibliche Stechmücken der Gattung Aedes übertragen. Als Haupt-Überträger fungieren die Stechmücken Aedes aegypti, die Ägyptische Tigermücke, die auch die Erreger des Dengue-Fiebers und des Gelbfiebers übertragen kann, sowie ihr asiatisches Pendant A. albopticus. In Europa sind diese Arten bisher noch nicht verbreitet. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur über Transfusion Virus-haltigen Blutes oder durch Verletzungen mit einer kontaminierten Nadel denkbar.
Nach einer recht kurzen Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen entwickeln 80 bis 90 Prozent der Infizierten die typischen Symptome. Die Betroffenen leiden meist unter plötzlichem hohem Fieber, Gelenkschmerzen, Rücken- und Kopfschmerzen sowie Erschöpfung. Außerdem treten in bis zu 50 Prozent der Fälle Magen-Darm-Beschwerden mit Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen auf. Insgesamt ist im akuten Krankheitsstadium die Lebensqualität der Patienten stark beeinträchtigt. Normalerweise heilt die Erkrankung innerhalb eines Monats wieder komplett aus, allerdings können auch länger (ein bis zwei Jahre) anhaltende rheumatische Beschwerden auftreten. Kinder sind seltener von Gelenkschmerzen als vielmehr von Hautveränderungen und neurologischen Komplikationen betroffen. Vor allem Neugeborene, die die Viren von ihrer infizierten Mutter erhalten haben, leiden unter schweren Verlaufsformen, zum Teil mit anhaltenden Behinderungen.
Bisher gibt es noch keinen wirklich spezifischen Wirkstoff oder Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus. Etliche, bekanntermaßen gegen Viren einsetzbare Wirkstoffe wie die Interferone α und β , aber auch Ribavirin oder Chloroquin zeigten in In-vivo-Untersuchungen kaum inhibitorische Effekte gegenüber CHIKV. Ein recht vielversprechender Kandidat, Arbidol, wurde vor einigen Jahren in Russland als Mittel gegen Atemwegsinfektionen entwickelt. Arbidol ist in Russland und China für die Prophylaxe und Behandlung von Influenza-A- und -B-Infektionen zugelassen. Etliche andere Wirkstoffe werden getestet und auch Impfstoffkandidaten sind in der Pipeline.
In Europa sind erst wenige Fälle aus der Karibik importiert worden. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ecdc) rät aber bereits zu erhöhter Wachsamkeit. Vor allem Reiserückkehrer aus betroffenen Gebieten sollten bei Symptomen, die auf Chikungunya-Fieber hindeuten, einen Arzt aufsuchen und Mückenstiche mithilfe von Repellenzien möglichst vermeiden, um eine Ausbreitung der Viren durch einheimische Stechmücken zu verhindern.
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14.08.2014, 15:30 Uhr