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Parallelhandel in Europa
Deutschland wird zum Exportland
Der deutsche Parallelimportmarkt hat eine dominierende Bedeutung innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums. Dies stellt IMS in einem neuen „White Paper“ zum Parallelhandel mit Arzneimitteln fest. Aufgrund des AMNOG-Prozesses und internationaler Preisvergleiche identifiziert IMS aber eine neue Dynamik: Deutschland ist schon heute auch ein Parallelexport-Land, und zwar vor allem für viele patentgeschützte Arzneimittel unter „AMNOG-Erstattungspreis“.
Der Parallelhandel mit Medikamenten im EWR hat eine große Dynamik und wird nach der IMS-Analyse keinesweg nur durch die Preisunterschiede in den einzelnen Ländern getrieben, sondern auch durch gesetzliche Rahmenbedingungen, Wechselkursschwankungen und lokale „Vorlieben“ für die Betätigung in diesem Marktsegment.
In Deutschland hat zum Beispiel das GKV-Modernisierungsgesetz mit der veränderten Preisabstandsklausel für Importarzneimittel dem Importanteil zunächst einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Als weiteren gesetzlich bedingten Faktor führt das White Paper die Erhöhung des Herstellerrabatts für nicht festbetragsgeregelte Arzneimittel von sechs auf 16 Prozent von Anfang August 2010 bis Ende 2013 an. Der Paralleimportmarkt stagnierte in dieser Zeit und kam erst wieder in Schwung, als der Rabatt mit dem 14. SGB V-Änderungsgesetz ab April 2014 auf sieben Prozent heruntergesetzt wurde.
Die Herkunft der Arzneimittel ist sehr unterschiedlich und verändert sich im Laufe der Zeit. Hierbei spielt die wechselseitige Preis-Referenzierung eine große Rolle, die die Preise immer weiter nach unten treibt. Zumindest Präparate unter Erstattungspreis auf dem deutschen Markt werden hierdurch zu attraktiven Exportartikeln, folgert IMS, und beruft sich in diesem Zusammenhang auf eine Analyse des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) vom Juni 2014. Danach lagen bereits 80 Prozent der deutschen Preise für die einbezogenen 45 Produkte unter dem europäischen Durchschnitt, fast die Hälfte sogar unter dem niedrigsten Vergleichspreis. Damit geht der Anreiz für Parallelimporte verständlicherweise zurück und für Exporte nach oben.
Als ein Beispiel für den Parallelexport aus Deutschland führt IMS das Produkt Gilenya® von Novartis an: Nach der Vereinbarung eines Erstattungsbetrages wird das Präparat zu einem Preis von 1.300,32 Euro (Gilenya 0,5 mg 28) an den Großhandel abgegeben (seit Februar 2013). In allen 15 EU-Preisreferenz-Ländern (F, GB, I, E, S, A, NL, B, IRL, DK, FIN, GR, P, CZ und SK), selbst in Bulgarien und Rumänien, ist der Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers (ApU) höher als in Deutschland. Die Konsequenz: Für den deutschen Markt bestimmtes Gilenya wird von Parallelexporteuren über Apotheken aufgekauft und in andere europäische Länder weitergegeben. Zielmärkte sind insbesondere Dänemark (ApU: 1.753,63 Euro), Schweden (1.734,74 Euro) und Österreich (1.682,20 Euro).
Nach einem Vergleich der Gilenya-Apothekeneinkäufe mit den Abgabezahlen in den öffentlichen Apotheken wurden in der Spitze bis zu zwölf Prozent der Packungen für den deutschen Markt ins europäische Ausland exportiert, rechnet IMS vor. Diese Packungen stehen damit den Patienten in Deutschland nicht mehr zur Verfügung. Insgesamt rechnet IMS damit, dass die wesentlichen Motoren für den Parallelhandel aufgrund der heterogenen wirtschaftlichen Entwicklung weiter bestehen bleiben und diesen eventuell sogar noch weiter verstärken könnten.
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Remagen - 29.10.2014, 09:36 Uhr