Plötzliche Todesfälle

Co-trimoxazol und RAAS-Inhibitoren: ein gefährliches Duo

Stuttgart - 13.11.2014, 16:40 Uhr


Sowohl RAAS-Inhibitoren wie ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten als auch das Antibiotikum Co-trimoxazol können zu erhöhten Kalium-Blutspiegeln führen. Alle diese Substanzen werden häufig verordnet. Durch Interaktion dieser Arzneistoffe könnte es zu lebensbedrohlichen Hyperkaliämien kommen. Nun wurde untersucht, ob bei Patienten, die ACE-Hemmer oder Sartane einnehmen, die Gabe von Co-trimoxazol plötzliche Todesfälle verursachen kann.

ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten können bei rund 10 Prozent der Patienten das Hyperkaliämie-Risiko erhöhen. Und auch bei einer Co-trimoxazol-Therapie sind erhöhte Kalium-Spiegel keine Seltenheit: Rund 80 Prozent der Patienten entwickeln erhöhte Kalium-Blutspiegel und 6 Prozent eine Hyperkaliämie. Der Grund: Das Antibiotikum Co-trimoxazol, das häufig bei Harnwegsinfekten verordnet wird, ist eine Kombination der Antibiotika Trimethoprim und Sulfamethoxazol, wobei Trimethoprim strukturelle und pharmakologische Gemeinsamkeiten mit Kalium-sparenden Diuretika aufweist. Dass eine Kombination der beiden Wirkstoffgruppen zu Hyperkaliämien führen kann, ist also naheliegend. Inwiefern eine solche lebensbedrohliche Hyperkaliämie tatsächlich tödlich endet, ist bislang unklar.

In einer kanadischen Fall-Kontroll-Studie wurde nun bei Patienten, die ACE-Hemmer oder Sartane einnahmen, untersucht, ob die Gabe von Co-trimoxazol verglichen mit Amoxicillin mit einem erhöhten Risiko für plötzliche Todesfälle verbunden ist. Als Fälle wurden Patienten definiert, die kurz nach der Einnahme eines Antibiotikums plötzlich verstarben. Dabei ergab sich, dass von insgesamt 39.879 Todesfällen 1027 sieben Tage nach Antibiotika-Gabe registriert wurden. Im Vergleich zu Amoxicillin war unter Co-trimoxazol das Risiko für einen plötzlichen Tod um das 1,38-fache höher. Dies entspricht rund drei plötzlichen Todesfällen pro 1000 Co-trimoxazol-Verordnungen. Daher empfehlen die Autoren bei älteren Patienten, die RAAS-Inhibitoren einnehmen, möglichst auf andere Antibiotika auszuweichen.  

Infolge des breiten Einsatzes von Co-trimoxazol in der Vergangenheit liegen die Resistenzquoten bei E. coli, dem häufigsten Erreger von Harnwegsinfekten, bei über 20 Prozent. Eine antimikrobielle Empfindlichkeitsbestimmung beim Einsatz ist daher unabdingbar. Dass dann ohnehin auf ein anderes Antibiotikum ausgewichen werden muss, liegt durchaus im Bereich des Möglichen.


DAZ.online