Bayern

Kammer testet Rezepturqualität

München - 20.11.2014, 16:58 Uhr


Die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) lässt seit einiger Zeit die Qualität der Rezepturherstellung in der Apotheke überprüfen. Gut die Hälfte der Apotheken des Freistaats wurde bisher getestet, in drei Viertel der Fälle entsprach die Rezeptur den Vorgaben. Zu hoch sei aber die Zahl der Apotheken, die die Rezeptur gar nicht anfertigten, sagte Kammerpräsident Thomas Benkert am Montag.

In 1528 der rund 3300 bayerischen Apotheken fand in diesem Jahr bereits ein Testkauf einer Rezeptur statt, berichtete BLAK-Präsident Benkert auf der Delegiertenversammlung. Die angefertigten Arzneimittel wurden zur Untersuchung an das Zentrallaboratorium deutscher Apotheker (ZL) in Eschborn geschickt, um Identität, Gehalt und Verteilung des Wirkstoffs in der Grundlage zu überprüfen. 1164 der eingeschickten Rezepturen haben diese Untersuchung „bestanden“, 264 nicht. Von 100 Apotheken konnte keine Rezeptur untersucht werden, sie hatten die Anfertigung schlicht verweigert. „Das kann nicht sein“, sagte Benkert und kündigte Konsequenzen für die Verweigerer an.

Beim allergrößten Teil der „durchgefallenen“ Rezepturen (206 von 264) stimmte die Einwaage des Wirkstoffs nicht, bei weiteren 25 waren Einwaage und Verteilung mangelhaft. Bei 29 der untersuchten Rezepturen war die Wirkstoffverteilung in der Grundlage das Problem, eine Apotheke hatte den falschen Wirkstoff, drei die falsche Grundlage verarbeitet.

Dass oft der Wirkstoffgehalt Anlass der Beanstandung ist, zeichnete sich bereits im Frühjahr bei einem ersten Zwischenstand ab. Als Konsequenz daraus habe man die entsprechenden Lehrer der bayerischen PTA-Schulen gebeten, das richtige Wägen und die damit verbundenen Schwierigkeiten verstärkt im Unterricht zu behandeln. Ähnliches plane man nun mit den Dozenten der pharmazeutischen Hochschulinstitute in Bayern.

Schwammige Anweisungen, falsche Waagen

Der Geschäftsführer Pharmazie der Kammer, Dr. Volker Schmitt, berichtete, dass in vielen Fällen, in denen die Rezeptur durchgefallen war, die Herstellungsanweisung in der Apotheke nicht präzise genug formuliert sei. Neben der Verwendung einer ungeeigneten Waage sei dies der Hauptgrund für Beanstandungen gewesen. Den anwesenden Pharmazieräten schlug Schmitt vor, bei Revisionen verstärkt die Herstellungsanweisungen für die Rezeptur unter die Lupe zu nehmen.

Welche Rezepturen überprüft wurden und wie groß die Toleranzen bei der Untersuchung waren, wollte die BLAK auf Anfrage von DAZ.online nicht verraten: Man habe erst die Hälfte der Apotheken überprüft, wenn bekannt werde, welche Rezepturen dazu verwendet werden, könnte dies das Ergebnis verfälschen.


Dr. Benjamin Wessinger