Mein liebes Reise-Tagebuch

Cool Hunting

30.11.2014, 07:55 Uhr


Auf der Jagd nach Trends: Cool Hunting nennt man das Aufspüren von neuen Strömungen im Einzelhandel. Das Angebot des Apotheken-Ökonomen Andreas Kaapke, Professor an der Dualen Hochschule in Baden-Württemberg, ihn und die Studierenden des Studiengangs BWL Handel bei einer Trendjagd zu begleiten – das konnte ich nicht ausschlagen.

Insgesamt waren es über 50 Studentinnen und Studenten, die in der vergangenen Woche an drei Tagen in Zweier-Teams in 22 Städten Europas als cool hunters nach neuen Ideen aus den Bereichen Handel und Marketing in allen erdenkbaren Einzelhandelsbranchen suchten. In einem zweiten Schritt werden sie unter Kaapkes Ägide überlegen, ob und welche dieser Ideen auf Apotheken in Deutschland übertragbar sind. Unterstützt wurde das Cool-Hunter-Projekt für die BWL-Studierenden von der Pharmagroßhandlung Noweda.

Kaapke, ein Filmteam und ich begleiteten die coolen Jäger. Und wir legten uns selbst auf die Lauer, immer gespannt, welche neuesten Trends uns über den Weg laufen, um sie einzufangen. Wir schlossen uns exemplarisch drei Studenten-Teams in drei europäischen Städten an: London, Amsterdam, Paris.

25. November 2014: Mit der ersten Maschine ab nach London. Vom Flughafen Heathrow mit der Tube direkt zum Picadilly Circus, mitten hinein in die pulsierende Metropole: Regent Street, Oxford Street –  die Edel-Meile von London mit bekannten Läden der Luxusmarken. Überall schon Merry Christmas und Tralala. Wir treffen auf das Studententeam, das seinem Marketing-Professor stolz die ersten Fänge präsentiert – als  Bildchen auf dem Smartphone.

Weiter geht’s  durch Modetempel, Kaufhäuser und Flagship-Stores. Die Trends: Videowände, viel Animation, viel Retro, back to nature. Und am  Nachmittag das Must: ein Abstecher zu Harrods: edel, edel. Wer einmal in der Food-Abteilung war… Zurück zum Flughafen mit der Tube, das Filmteam ein wenig müde, Kaapke noch fit. Abflug kurz vor sechs nach Amsterdam. Und schon landen wir auf dem Flughafen Shiphol. Nichts wie ab ins Hotel – dort reicht es nur noch für einen kleinen Happen in der Bar.

26. November 2014: Um zehn Uhr rein in die Amsterdamer City, rein ins Getümmel der Einkaufsstraßen Leidsestraat,  Kalverstraat, Haarlemmerstraat und entlang der Grachten. Auch hier Weihnachtsdeko überall. Süßer Tannenduft – oder war’s ein anderer Duft? Man hat den Eindruck, die Shops überbieten sich mit Präsentationsideen. Videowände auch hier. Dazwischen kleine Geschäfte mit überladenem Warenangebot, auf alt gemacht und echt alt. Auf dem Dam-Platz treffen wir das Amsterdamer Studententeam. Noweda-Chef Wilfried Hollmann stößt am Nachmittag dazu und diskutiert mit den Studenten über ihre gefundenen Beispiele.

27. November 2014: Um 6 Uhr morgens geht’s weiter mit dem Zug von Amsterdam nach Paris – und schon um 9:30 Uhr sind wir am Gare Du Nord. Mit der Metro rasch zum Kaufhaus Galeries Lafayette – das Studenten-Team erwartet uns. Wir besichtigen die weihnachtlichen Schaufenster mit Weihnachtsmonstern aus Plüsch, alles dreht sich, alles bewegt sich, alles eine Attraktion. Die Passanten bleiben stehen und fotografieren. Mit Kaapke geht’s dann durch das Kaufhaus, um mit professoralem Blick die Warenpräsentation zu inspizieren. Mit so fachmännischen Augen hat man wohl noch nie ein Kaufhaus besucht. Danach noch rasch auf die Champs Elysées, durch die Rue du Faubourg-St. Honoré und rüber nach St. Germain ins Edel-Kaufhaus Bon Marché – cool hunting geht eben nur per pedes. Viele Anregungen, Beispiele und Ideen – was passt für Apotheken? Und schon ist es Zeit für die Heimreise, Abfahrt kurz nach 17 Uhr, Ankunft in Stuttgart mit dem TGV gegen 21 Uhr.

Drei Städte in drei Tagen: Die Beute der cool hunters ist beachtlich. Ich bin gespannt, was nach dem Filtern übrigbleibt. Bis Mitte Januar werden die BWL-Studenten ihre Berichte erarbeiten. Professor Kaapke freut sich darauf. Die DAZ wird darüber berichten. 


Peter Ditzel