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Konzernumbau wirkt
Bayer im Hoch
Vor genau fünf Jahren kam Marijn Dekkers zum Bayer-Konzern. Es war eine Zäsur für den Chemie- und Pharmariesen, der erstmals einen externen Spitzenmanager in die oberste Chefetage holte. Der heute 57-jährige promovierte Chemiker aus den Niederlanden führte den Leverkusener Konzern in weniger als fünf Jahren in eine neue Ära der Unternehmensgeschichte. Und es ist zugleich der Aufstieg des Konzerns zu einer der wertvollsten börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland.
Alles begann zunächst geräuschlos und wenig spektakulär mit einem Sparprogramm, der Beschleunigung von Innovationen und mit kleineren Zukäufen. Das Rad des Wandels unter Dekkers drehte sich allmählich immer schneller. Im Mai 2014 folgte eine Großakquisition, der Erwerb der rezeptfreien Medikamente des US-Pharmariesen Merck & Co für gut 10 Milliarden Euro. Nur wenige Monate später hieß es: Kunststoffe ade. Jetzt will Bayer bis 2016 ein lupenreiner Anbieter in der Pharmaindustrie und Agrarwirtschaft werden. Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze – lautet das Credo.
Der Vorstandschef hat dabei ein klares Ziel vor Augen: Bayer werde eines der wachstumsstärksten Pharma-Unternehmen weltweit sein und strebt bei rezeptfreien Medikamenten die Führung auf dem Weltmarkt an, sagte Dekkers Anfang Dezember auf dem Innovationstag in Leverkusen. Innovationen, mehr Geld für Forschung und Entwicklung sowie neue umsatzstarke Produkte sollen den Pharma- und Agrarkonzern auf eine noch breitere Erfolgsspur führen.
Den Grundstein hierfür legte der Konzern im vergangenen September mit einer wegweisenden Entscheidung des Vorstands: Bayer trennt sich vom margenschwachen Kunststoffgeschäft, das derzeit als Teilkonzern Bayer MaterialScience (BMS) geführt wird. Dieser Bereich soll künftig als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen an den Märkten reüssieren. „Das Geschäft hat eine hervorragende Ausgangsposition und nimmt führende Marktpositionen ein“, glaubt Dekkers. Eine Blaupause für die Abspaltung gibt es bereits.
Vor zehn Jahren hatte sich Bayer nämlich von seiner traditionsreichen Chemie getrennt und diese Geschäfte als Lanxess an die Börse gebracht. Schon damals rätselten Branchenkenner: Wann kommt die Kunststoffsparte in den Verkauf? Dekkers hatte von Anfang an einen solchen Schritt zwar nicht ausgeschlossen, sah zunächst aber keinen Handlungsbedarf. Als Bayer dann im Mai 2014 vom US-Riesen Merck & Co die Sparte rezeptfreie Medikamente übernommen hatte, war die Zeit offenbar reif.
Hinzu kommt, dass das Kunststoffgeschäft im Bayer-Portfolio wegen stark schwankender Rendite schon länger ein Wackelkandidat ist. Die geplante Abspaltung passt ins Bild: Derzeit könnten die Geschäfte nämlich kaum besser laufen, vor allem in der Pharmasparte. Bei fünf neuen Medikamenten rechnet Dekkers allein in diesem Jahr mit einem Umsatzvolumen von 2,8 Milliarden Euro. Und die Forscher und Entwickler bei Bayer schlafen nicht: Weitere fünf erfolgversprechende Medikamente seien in der Pipeline.
An der Börse sind diese Nachrichten längst angekommen. Der Kurs der Aktie befindet sich seit Mitte 2011 im Aufwärtstrend. Anfang Dezember kletterte die Notierung auf ein Allzeithoch von knapp über 121 Euro. Damit schrammte der Börsenwert erstmals knapp die Grenze von 100 Milliarden Euro. Das ist mehr als das Zehnfache des Wertes, auf den die Notierung der Bayer-Aktie Anfang 2003 nach dem Rückruf seines Medikamentes Lipobay vom Markt abgerutscht war.
Leverkusen - 19.12.2014, 11:49 Uhr