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Epilepsie
Wichtiges Regulator-Gen entdeckt
Ein einzelnes Gen, das seinerseits ein Netzwerk von etwa 400 an der Epilepsie beteiligten Genen koordiniert, könnte zur Zielstruktur für einen neuen Behandlungsansatz dieser schweren neurologischen Erkrankung werden. Dies haben Forscher mit einem Ansatz der System-Genetik herausgefunden.
Es ist bekannt, dass die Epilepsie eine starke genetische Komponente besitzt, aber das Risiko wird multiplen Faktoren zugeschrieben, die sich über Hunderte von Genen verteilen. Statt sich auf einzelne Gene zu konzentrieren, wie dies bislang in der Epilepsie-Forschung üblich war, haben Wissenschaftler am Clinical Sciences Centre des britischen Medical Research Council (MRC) am Imperial College London eine neuartige Technik entwickelt, um die Aktivität von Genen bei Epilepsie systematisch zu analysieren. Sie untersuchten Proben von Hirngewebe von 129 Epilepsie-Patienten und konnten ausgehend von diesen Proben ein Gen-Netzwerk identifizieren, das im Gehirn der Patienten hochaktiv war und von einem nicht angeschlossenen Gen als Hauptregulator gesteuert wurde: Sestrin 3 (SESN3). Die Koordinierungsfunktion von SESN3 bei Epilepsie konnte schließlich in Studien mit Mäusen und Zebrafischen bestätigt werden.
System-Genetik wie Fußball
„Mit der System-Genetik können wir verstehen, wie mehrere Gene zusammenarbeiten“, erklärte Dr. Enrico Petretto vom MRC-Clinical Sciences Centre. „Das ist weitaus effektiver, als ein Gen isoliert zu betrachten. Es ist ein bisschen wie beim Fußball. Wenn Sie eine gute Mannschaft besiegen wollen, sollten Sie nicht nur einzelne Spieler angreifen. Es geht vielmehr darum, die Spielweise und die Strategie des anderen Teams zu analysieren. Dann suchen Sie denjenigen in der Mannschaft, der das Ganze steuert. Das ist unser Hauptregulator-Gen, in diesem Fall SESN3. Wenn wir das angreifen, müssten die Aussichten auf effektivere Behandlungen für die Epilepsie doch größer sein, als wenn wir statt des gesamten Gen-Netzwerkes nur Einzelteile beeinflussen.“
Neuer Ansatz eine Chance
Dr. Michael Johnson von Imperial College London, Co-Autor der Studie bekräftigt: „Diese Studie ist der Proof-of-Concept für eine neue wissenschaftliche Methode in der Epilepsie-Forschung.“ Die derzeitige medikamentöse Therapie der Epilepsie greife nur an den Symptomen an. „Wir glauben, dass sie bei etwa einem Drittel der Patienten gar nicht wirkt. Wir haben nun einen neuen Weg eingeschlagen. Dies gibt uns die Hoffnung, dass damit neue krankheitsmodifizierende Therapien für die Behandlung von Epilepsie entwickelt werden können.“ Nach Ankündigung der Forscher, die mit der Universität von Sheffield, der Universität Bonn und dem Pharmaunternehmen UCB zusammenarbeiten, soll der neue Ansatz der System-Genetik auch auf andere Erkrankungen des Gehirns wie die Alzheimer-Krankheit und neurologische Entwicklungsstörungen ausgeweitet werden.
Quelle: Johnson MR et al. Systems genetics identifies Sestrin 3 as a regulator of a proconvulsant gene network in human epileptic hippocampus. Nat Commun. 2015 Jan 23;6:6031. doi: 10.1038/ncomms7031.
Remagen - 29.01.2015, 08:41 Uhr