Sexuell übertragbare Infektionen

Chlamydien ganz oben, AIDS stark rückläufig

Remagen - 20.02.2015, 17:36 Uhr


Chlamydien sind die mit Abstand am häufigsten berichteten sexuell übertragbaren Infektionen in den Ländern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums. Dies verrät der ECDC-Jahresbericht 2014 über die Epidemiologie der sexuell übertragbaren Infektionen.

In diesem Jahr wurden aus 25 EU/EWR-Staaten rund 385.000 Fälle von Chlamydien-Infektionen gemeldet (199 je 100.000 Einwohner). Wegen asymptomatischer Verläufe, Unterschieden in den diagnostischen Verfahren und Überwachungssystemen in ganz Europa wird die Dunkelziffer allerdings sogar noch höher eingeschätzt. Zwei Drittel der Fälle entfielen auf junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, was das ECDC auch dem intensiveren Screening in dieser Altersgruppe zuschreibt. 

Gonorrhoe und Hepatitis

Mit 50.341 Fällen wird die Gonorrhoe als zweithäufigste bakterielle sexuell übertragbare Infektion in Europa angeführt (13 je 100.000 Einwohner). Die Anzahl der gemeldeten Fälle hat sich zwischen 2008 und 2012 um 58 Prozent erhöht. Aus Deutschland waren keine Daten verfügbar. Die Gonorrhoe lässt sich zwar durch Antibiotika unter Kontrolle bringen, aber die Therapie wird derzeit durch die zunehmende Resistenz gegenüber den Cephalosporinen der dritten Generation infrage gestellt, heißt es in dem ECDC-Bericht.

Deutlich niedriger waren die Melderaten für die Hepatitis C (30.483 Fälle in 26 EU/EWR-Staaten). Aus Deutschland kamen 4480, wobei die Zahlen in den letzten Jahren rückläufig sind, ganz im Gegensatz zu Großbritannien, für das eine deutliche Zunahme verzeichnet wird. 2012 nimmt das Land mit rund 13.500 Fällen die Spitzenposition in Europa ein. Daneben wurden etwa 17.300 Hepatitis-B-Infektionen gemeldet, von denen circa 17 Prozent als akut und 71 Prozent als chronisch klassifiziert wurden. Aus Deutschland kamen 672 Meldungen, etwa 1500 Fällen aus den Niederlanden und 8700 aus Großbritannien. Die meisten Hepatitis-B-Infizierten haben keine akuten klinischen Symptome, und bei bis zu einem Viertel heilt die Infektion spontan ab.

HIV und Syphilis

Die rund 29.300 diagnostizierten Fälle von HIV-Infektionen im Jahr 2012 sind nach der Darlegung in dem ECDC-Bericht wahrscheinlich de facto etwas zu niedrig gegriffen. Hinzu kamen 4285 AIDS-Diagnosen. Die Zahl der AIDS-Fälle hat seit 2008 (7438) stark abgenommen. Deutschland meldete knapp 3000 HIV-Infektionen (Frankreich 4000 und UK 6300) und 280 AIDS-Erkrankungen.

Im Jahr 2012 haben die EU/EWR-Mitgliedstaaten außerdem 20.769 Syphilis-Fälle gemeldet (4,5 je 100.000 Einwohner). Fast zwei Drittel davon kamen aus vier Ländern (Deutschland, Rumänien, Spanien und Großbritannien). Der langfristige Trend ist insgesamt rückläufig, jedoch berichten immer mehr Länder in den letzten Jahren von steigenden Raten.


Dr. Helga Blasius