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Remagen - Medikationsanalysen und Medikationsmanagement stehen für die Apotheker in vielen Ländern ganz hoch auf der Wunschliste der Berufspolitik. Bei der Expertentagung des Bundesverbandes der klinik- und heimversorgenden Apotheker (BVKA) berichtete Prof Dr. Kurt Hersberger, Apothekenleiter und Universitäts-Professor, genauer gesagt Leiter der Pharmaceutical Care Research Group am Pharmazentrum der Universität Basel, von den Erfahrungen in der Schweiz. Die ernüchternde Bilanz: Dort gibt es seit vier Jahren einen Polymedikationscheck (PMC) in der Offizin, der auch honoriert wird – aber die Apotheker ziehen nicht recht mit.
Der in der Schweiz durchgeführte PMC ist vorwiegend auf Compliance fokussiert. Er wird mit circa 40 Euro honoriert. Die Krankenversicherung hat hierfür eigens ein Budget eingestellt, jedoch wurden im Jahr 2013 nicht einmal vier Prozent des hierfür eingestellten Betrags ausgeschöpft. Die Gründe, warum der Service bei den Apothekern so schlecht ankommt, sind nicht bekannt. Hersberger vermutet, dass viele sich diese Dienstleistung nicht zutrauen oder in der Praxis einfach keine Zeit dafür haben.
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Er selbst hat mit seinem Forschungsteam eine randomisierte klinische Studie zum Nutzen des PMC in der Schweiz durchgeführt. Einbezogen waren 450 Patienten, die über 70 Apotheken in drei Regionen rekrutiert wurden und zwei Gruppen mit oder ohne Polymedikationscheck zugeordnet wurden. Im Schnitt brauchten die Apotheker für einen PMC 31 Minuten, bei durchschnittlich neun Einzelmedikamenten. Die Abbrecherquote (Drop-out-Rate) war bei Patienten und Apothekern fast gleich. Sie lag bei lediglich 17,3 Prozent, was Hersberger als sehr positiv bewertet. „Die Patienten waren begeistert“, sagte er.
Nutzen bislang nicht nachgewiesen
Im Ergebnis war die Adhärenz als primärer Zielparameter allerdings in beiden Gruppen hoch und ohne großen Unterschied. Die Studie ist noch nicht veröffentlicht, aber das soll demnächst geschehen. Aller Voraussicht nach wird sie keinen signifikanten Effekt berichten können, befürchtet Hersberger. Er rät, die Forschung mehr auf risikobehaftete Patienten, Situationen und Arzneimittel zu fokussieren, weil dann die Effekte stärker zu Tage treten.
Insgesamt zeigt auch die allgemeine Datenlage nach seinen Recherchen bisher keinen überzeugenden Nutzen des Medikationsmanagements. Er reklamiert angesichts dessen nicht nur mehr, sondern auch anspruchsvollere Untersuchungen, nicht etwa in Form von Phase IV-Studien, sondern als Phase III-Prüfung. Für ihn führt hieran kein Weg vorbei, wenn man akzeptable Evidenz für den Nutzen des Medikationsmanagements schaffen wolle. Deutschland bendeitet Hersberger darum, dass die Versorgungsforschung hierzulande bereits etabliert ist. Die Schweiz hinke diesbezüglich noch hinterher, bedauert er.
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