Silikonkissen unter Verdacht

Seltene Krebsart durch Brustimplantate?

18.03.2015, 17:55 Uhr

Brustimplantate unter Verdacht. (Foto: Sket)

Brustimplantate unter Verdacht. (Foto: Sket)


Stuttgart - Es waren beunruhigende Nachrichten, die gestern aus Frankreich kamen. Danach stehen Brustimplantate im Verdacht, die Entstehung eines anaplastischen großzelligen Lymphoms (ALCL) zu begünstigen. Es handelt sich mit ca. 170 weltweit registrierten Fällen um eine besonders seltene Krebserkrankung. In Frankreich sind 18 Fälle registriert. Aber in allen Fällen handelte es sich um Frauen mit Brustimplantaten, so dass sich die Frage nach einem kausalen Zusammenhang aufdrängt. Allerdings liegen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für Deutschland keine Meldungen vor.

In einer Pressemeldung erklärt das BfArM, dass es in dieser Frage im engen Austausch mit der französischen Behörde ANSM und den anderen Gesundheitsbehörden in Europa stehe. Betont wird, dass die Hälfte aller in Europa bisher erkannten Fälle von prothesenassoziierten ALCL in Frankreich aufgetreten ist. In den meisten anderen Mitgliedstaaten und auch in Deutschland seien keine entsprechenden Meldungen bekannt geworden. Einen hinreichenden Beleg für einen kausalen Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und der Entstehung von Krebs kann das BfArM derzeit nicht erkennen. Dagegen ist laut einem ARD-Hörfunkbericht für die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine klar, dass es einen Zusammenhang zwischen der Krebserkrankung und Silikonimplantaten gebe. Doch sie beruhigt die Frauen: Von 400 000 Implantatträgerinnen seien bislang nur 18 nachgewiesenermaßen betroffen. Vor diesem Hintergrund sei es nicht angebracht, die Implantate vorsorglich entfernen zu lassen. Weiterhin äußert in diesem Bericht ein Chirurg den Verdacht, dass eine bestimmte Oberfläche der Implantate möglicherweise für die sehr seltene Krebserkrankung verantwortlich sein könnte. Diskutiert wird deshalb, auf Implantate mit Textur ganz zu verzichten.

Das BfArM weist darauf hin, dass es bereits Anfang 2011 nach ersten Verdachtsmeldungen der FDA die relevanten Fachgesellschaften Deutschlands einschließlich des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf Verdachtsfälle von ALCL abgefragt habe. Auch Ärztinnen und Ärzte seien aufgefordert, entsprechende Verdachtsfälle zu melden. Bislang wohl ohne Resonanz.


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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