Medikationsplan ausweiten

Gröhe: Über drei Arzneimittel diskutieren

17.04.2015, 14:15 Uhr

Minister Gröhe hört die Bedenken der Apotheker an seinen Plänen zum Medikationsplan. (Foto: Steffen Kugler)

Minister Gröhe hört die Bedenken der Apotheker an seinen Plänen zum Medikationsplan. (Foto: Steffen Kugler)


Berlin - Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will den im E-Health-Gesetz geplanten Medikationsplan offenbar ausweiten. Patienten mit regelmäßiger Medikation könnten dann ab Mitte 2016 leichter einen Anspruch auf den Plan bekommen als zunächst angedacht: „Wir müssen diskutieren, ob das schon ab drei regelmäßig verabreichten Medikamenten gilt“, sagte Gröhe gegenüber der Hamburger Morgenpost. Bislang sieht der Gesetzentwurf die Grenze von fünf Medikamenten vor.

„In Deutschland sterben mehr Menschen durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen als im Straßenverkehr. Das darf nicht so bleiben“, sagt der CDU-Politiker. „Wir wollen, dass ein Arzt direkt sehen kann, welche Medikamente sein Patient gerade einnimmt. So können gefährliche Wechselwirkungen verhindert werden. Das ist besonders wichtig bei Patienten, die bei mehreren Ärzten gleichzeitig in Behandlung sind, zum Beispiel ältere Menschen, die an verschiedenen Krankheiten leiden.“

Durch den Medikationsplan würden überflüssige oder gefährliche Pillen-Therapien deutlich. Gerade für ältere Menschen sei ein verständlicher Plan an der Hand „eine große Hilfe“, so der Gesundheitsminister weiter. Gröhe verweist auf ein Modellprojekte im Siegerland: Dort hätte durch bessere Abstimmung der Ärzte die Wirkstoffmenge um 17 Prozent reduziert werden können, mit einem positiven finanziellen Nebeneffekt: Binnen sechs Monaten sanken die Kosten für Arzneimittel um elf Prozent, das sind 92 Euro pro Patient. Mehr als sieben Millionen Menschen nähmen über mindestens drei Monate fünf verschiedene Medikamente gleichzeitig ein, mehr als jeder zweite Versicherte erhalte ein bis vier Mittel verabreicht.

„Oft fehlt der Überblick, weil Doktor Müller von seinem Patienten nicht erfährt, was Doktor Meier verschrieben hat und welche Medikamente sich der Patient noch zusätzlich in der Apotheke gekauft hat“, so Gröhe zur Hamburger Morgenpost. Die Folgen seien oft dramatisch. Schmerzmittel gegen Arthrose könnten den Blutdruck steigern. Vitamintabletten und Johanniskraut (gegen Depressionen) könnten etwa die Wirkung einer Chemo-Therapie herabsetzen. Fünf Prozent aller Krankenhausaufenthalte gingen auf Fehler bei der Medikamenteneinnahme zurück. Allein in Nordrhein-Westfalen seien im vorigen Jahr 4300 Menschen dadurch gestorben, schreibt die Morgenpost.

Gröhe kommt ABDA entgegen

Damit kommt Gröhe Forderungen der ABDA und der Bundesärztekammer entgegen: Die Festlegung einer Anzahl von fünf oder mehr Arzneimitteln als Voraussetzung für die Erstellung eines Medikationsplans hält die BÄK für „inhaltlich nicht begründbar“. Auch bei weniger als fünf gleichzeitig verordneten Arzneimitteln könnten vermeidbare Risiken bestehen. Die genannte Festlegung könne dazu führen, dass dem Patienten ein Medikationsplan vorenthalten werde.

Ohne Berücksichtigung von Art und Anzahl der bestehenden Erkrankungen sei die medizinische Notwendigkeit einer Arzneimitteltherapie nicht allein anhand der Anzahl verordneter Arzneimittel beurteilbar. Laut BÄK solle der Medikationsplan für über 75-jährige Patienten mit mindestens einer Dauermedikation, für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Lebererkrankung mit Dauermedikation erstellt werden und für alle Patienten mit drei und mehr in Dauermedikationen.


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