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Kleinkrieg um PTA-Ausbildung
Protest: Overwiening tritt aus Verband aus
Der Streit zwischen Apothekerverband und Apothekerkammer Westfalen-Lippe um die Zukunft der PTA-Ausbildung verhärtet sich zu einem persönlichen Kleinkrieg: Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening ist jetzt aus Verärgerung über dessen Vorgehensweise aus dem Apothekerverband ausgetreten. Auch ihr Ehemann hat seine Mitgliedschaft im Verband aufgekündigt, ebenso Kammer-Vize René Graf.
Kammerpräsidentin Overwiening, ihr Ehemann sowie Kammervize Graf wollen die eingesparten Verbandsbeiträge stattdessen direkt in Form einer Spende an den Förderverein der PTA-Schulen oder auf anderem Wege für die PTA-Ausbildung zur Verfügung stellen.
Zum Hintergrund des Konflikts: Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) fordert von der Apothekerkammer, die Finanzierung der PTA-Ausbildung ab 2016 sicherzustellen. In einer Pressekonferenz vorletzte Woche hatte der AVWL-Vorsitzende Klaus Michels der Kammer indirekt vorgehalten, sich einer gemeinsamen Lösung zu verweigern.
Kammerversammlung mit neuem Tagesordnungspunkt
Auf der anstehenden Kammerversammlung am 17. Juni im Parkhotel Schloss Hohenfeld in Münster wird die Zukunft der PTA-Ausbildung daher jetzt doch eine spannende Rolle spielen: Nachträglich wurde die Tagesordnung der Kammerversammlung um das Thema PTA-Ausbildung erweitert. Auf den Bericht der Kammerpräsidentin wird eine Diskussion darüber folgen. Dazu liegen zwei Anträge von Apotheker Johannes Hermes (Mitglied im AVWL-Vorstand) vor, die eine stärkere finanzielle Beteiligung der Kammer fordern: Antrag eins verlangt, den Finanzierungbeitrag „unverzüglich“ so anzupassen, dass die bestehenden Ausbildungskapazitäten bis zu einer Neuregelung erhalten bleiben können. Antrag zwei fordert die Kammerversammlung auf, für den Ausbildungsgang 2016 bis 2018 650.000 Euro zur Verfügung zu stellen, die die Apotheker der Kammer über eine Sonderumlage bezahlen sollen.
Kammerpräsidentin Overwiening wird jetzt mit einer eigenen Vorlage in die Diskussion gehen. Darin wird der Kammervorstand seine Bereitschaft erklären, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten seine finanzielle Beteiligung an der PTA-Ausbildung auszuweiten. Dies ist allerdings an die Bedingung geknüpft, das die Struktur der PTA-Ausbildung grundlegend reformiert und zielgenauer wird. Nach einem von der Kammer beauftragten Gutachten brechen zu viele PTA-Schüler/innen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Von 100 Auszubildenden landen nur 35 später in einer Apotheke. Dies ist aus Sicht der Kammer ineffizient.
„massiver Vertrauensbruch“ oder „letzter Hilferuf“?
Anlass für die Verstimmung der Kammer ist die Pressekonferenz von Verbandschef Klaus Michels zur Krise der PTA-Ausbildung von vorletzter Woche. Michels sei mit einer nicht abgestimmten Position an die Öffentlichkeit getreten, so der Vorwurf. In einem mit Polemik gespickten Brief an Michels beschwerte sich Overwiening über diesen „massiven Vertrauensbruch“.
„Auf Ihren Brief vom 1. Juni 2015 will ich gern in der dem Thema angemessenen Sachlichkeit antworten“, reagierte Michels in seinem Schreiben an Kammerpräsidentin Overwiening und die „liebe Gaby“ auf die Vorhaltungen. Darin beklagt Michels erneut, dass von der Kammer „bis heute“ keine verbindliche Zusage der Kammer für eine Ausweitung der Finanzbeteiligung an der PTA-Ausbildung vorliege. Die Herstellung der Öffentlichkeit über die akute Krise der PTA-Ausbildung stelle daher alles andere als einen Vertrauensbruch dar, sondern sei ein „letzter Hilferuf“.
Die Dringlichkeit der aktuellen Situation verdeutliche vielmehr, dass jetzt die Entscheidung getroffen werden müsse, ob die Apotheker in Westfalen-Lippe nunmehr die Finanzierungsverantwortung für die PTA-Ausbildung in ihrem Landesteil übernehmen oder nicht. „Warum und in welcher Form bei den Erörterungen des Kammervorstandes über die Beteiligung an der Sicherung der PTA-Ausbildung die ‚Tatsache zu berücksichtigen sein‘ wird, dass der Trägerverein und der Apothekerverband mit nicht mit dem Kammervorstand abgestimmten Verlautbarungen den ‚Weg der Gemeinsamkeit verlassen haben‘ sollen, ist mir allerdings nicht erklärlich“, schreibt Michels. Und weiter: „Ich setze darauf, dass der Kammervorstand und auch die Kammerversammlung auch in Zukunft ihre Entscheidungen über Sachfragen ausschließlich an sachlichen Gesichtspunkten zum Wohle der Apotheken in Westfalen-Lippe ausrichten werden.“
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