Hauptstadtkongress Berlin

Verhaltener Optimismus bei AMTS und Medikationsplan

Berlin - 11.06.2015, 08:40 Uhr

Thema beim Apothekerforum des Hauptstadtkongresses: AMTS (Foto: diz/DAZ).

Thema beim Apothekerforum des Hauptstadtkongresses: AMTS (Foto: diz/DAZ).


Der Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Gröhe, mit dem E-Health-Gesetz die Einführung eines Medikationsplans zu beschleunigen, konnte die Diskussionsrunde zum Thema Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) nicht recht überzeugen. Fazit der Podiumsdiskussion des Apothekerforums auf dem Hauptstadtkongress: Medikationsplan, -analyse und -management kommen, aber es geht langsamer voran als es wünschenswert wäre.

Die Apothekerkammer Berlin hatte gestern Nachmittag auf dem Hauptstadtkongress zu einem Apothekerforum geladen: „AMTS: Nutzen und Verständlichkeit – eine Frage der Perspektive?“ In der Diskussion unter Moderation von Peter Ditzel, Herausgeber der DAZ, stellten Experten fest, dass mehr Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie zwar von allen gewünscht sei, aber die Wege dahin mühsam und zäh verliefen. Dr. Christian Belgardt, Präsident der Apothekerkammer Berlin, macht bereits Checks auf Neben- und Wechselwirkungen und gibt seinen Patienten in der Apotheke Ratschläge, wie sie die Einnahme von drei und mehr Arzneimitteln managen können. „Was hindert uns als Apotheker daran, schon heute einen Medikationsplan zu erstellen“, fragte er. Allerdings war ihm bewusst, dass es dann schwierig sein dürfte, in Zukunft dafür honoriert zu werden, wenn Apotheker diese Leistung ohne Entgelt erbrächten.

Pamela Kantelhardt, Klinikapothekerin auf Station im Uniklinikum Mainz zeigte aus ihrer Praxis, dass die Anforderungen an die Arzneimitteltherapiesicherheit in der Klinik schon weit vorangeschritten seien. Aber auch hier gebe es in manchen Krankenhäusern noch Lücken, beispielsweise bei der Arzneimittelanamnese und beim Entlassrezept.

Die Patientenvertreterin Hannelore Loskill von der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG) freute sich, dass heute schon Apotheker die Informationslücken zur Arzneitherapie, die der Patient nach einem Arztbesuch habe, schlössen. Sie begrüßte die Anstrengungen der Apotheker, beim Medikationsplan eine größere Rolle zu spielen. Sie könne sich sogar vorstellen, dass manche Patienten schon heute für einen Medikationsplan und eine Medikationsanalyse aus eigener Tasche bezahlen würden.

TK zahlt bereits einigen Apotheken Honorare

Die Techniker Krankenkasse (TK) richtete bereits eine Arzneimittel-Sprechstunde für ihre Versicherten ein, zudem initiierte sie eine Studie, in der Versicherte bei Bedarf zu Vertragsapotheken der Kasse geschickt werden, um sich dort eingehend über ihre Arzneitherapie beraten zu lassen und weiterführende Informationen zu erhalten. Wie Tim Steimle, Fachbereichsleiter Arzneimittel der TK erläuterte, erhalten die rund 200 teilnehmenden Apotheken dafür auch ein Honorar von der Kasse. Erste Ergebnisse zeigten bereits positive Veränderungen.

Prof. Dr. Marion Schaefer, Leiterin des Masterstudiengangs Consumer Health Care an der Charité, Berlin, erinnerte in ihren Ausführungen daran, dass sich die Apothekerschaft bereits seit den 90er Jahren – damals noch unter dem Namen Pharmaceutical Care – mit mehr Arzneitherapiesicherheit durch bessere Patientenführung befasste. Allerdings sei es bisher und bis heute nur unzureichend gelungen, den Patienten den Nutzen der pharmazeutischen Betreuung zu vermitteln. Dennoch, so Schaefer, sollte dies die Apotheker nicht davon abhalten, diesen Weg weiterzugehen, da Untersuchungen durchaus gezeigt hätten, wie wichtig eine Aufklärung der Patienten über ihre Therapie und die richtige Einnahme ihrer Arzneimittel sei.

Es ist noch viel zu tun

Fazit der Diskussion: Auch wenn der Medikationsplan mit dem E-Health-Gesetz nun kommen sollte, so sei auf diesem Gebiet beim Patienten und in Fachkreisen noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Die Kommunikation zwischen Apotheker, Arzt und Patient zum Thema Medikationsplan, -analyse und -management müsse verbessert und ausgebaut werden. Zudem seien technische Anforderungen zu meistern wie eine datengeschützte Infrastruktur, und Vorurteile gegen die  elektronische Gesundheitskarte müssten abgebaut werden – ganz abgesehen davon, dass die Frage der Honorierung für diese Dienstleistungen noch nicht geklärt sei. Dem Patienten mit einem Medikationsplan zu helfen, könne zwar eine gewisse Befriedigung bringen und stimulierend wirken, aber letztlich könne es nur so sein, dass dem auch ein angemessenes Honorar folge.

 


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