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Wieder Verspätung für ARMIN
Medikationsmanagement startet im Spätherbst
Als letzte Phase der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) startet das Medikationsmanagement mit einiger Verspätung voraussichtlich im Herbst. Der Grund: Die technischen Voraussetzungen sind vor allem auf Arztseite noch nicht in erforderlichem Umfang gegeben. Derzeit laufe mit „einer Handvoll Patienten“ die erste Pilotierungsphase, teilte die Arzneimittelinitiative mit.
Seit dem Frühjahr würden gemeinsam die Prozesse des Medikationsmanagements ohne die dazugehörige Computerunterstützung mit wenigen Ärzten, Apothekern und Patienten getestet. Apotheker führen dazu sogenannte Brown-Bag-Checks durch und analysieren die Arzneimitteleinnahme dieser Patienten. Die Informationen leiten sie an die behandelnden Ärzte weiter. Diese erstellen den Medikationsplan. Auf Basis der Wirkstoffverordnung benennen die Apotheker die konkreten Arzneimittel.
Frühestens im Herbst sollen dann die technischen Voraussetzungen für einen Testlauf des Medikationsmanagements zur Verfügung stehen, hieß es. Zunächst muss der von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gesteuerte Medi-Server im KV-Safenet freigegeben werden. Dass soll im Sommer geschehen. Während die meisten Apothekensoftwareanbieter bereits ihre Produkte für das ARMIN-Medikationsmanagement aufgerüstet haben, hapert es noch bei der Praxissoftwäre für Ärzte. Erst ein kleiner regionaler Anbieter (Pegamed) bietet seit März zertifizierte Software für 200 Euro Einmalkosten und 45 Euro monatliche Gebühr an. In Sachsen sind damit circa zehn Prozent der Arztpraxen ausgestattet. Große Praxissoftwarehäuser wollen im Herbst mit ihren Angeboten folgen.
Siegel soll Datenschutz unterstreichen
Bevor mit der breiten Anwerbung von Patienten für das Medikationsmanagement begonnen werden soll, will die Arzneimittelinitiative ein Datenschutzsiegel als Nachweis für die Sicherheit der Patientendaten vorlegen. Erteilt werden soll das Datenschutzsiegel vom als besonders streng bekannten Landesdatenschützer Dr. Thilo Weichert aus Schleswig-Holstein.
Trotz der erneuten Verzögerungen zogen die ARMIN-Beteiligten heute bereits ein positives Zwischenfazit: Die teilnehmenden Ärzte seien einmütig der Ansicht, dass durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern die Betreuung multimorbider Patienten verbessert und ihre Versorgung damit optimiert werden konnte. Apotheker verwiesen darauf, dass durch die Abstimmung zwischen Arzt und Apotheker beim Medikationsmanagement die Therapietreue und das Vertrauen der Patienten gefördert werden konnte.
Das nun noch ausstehende Medikationsmanagement beginnt mit der Einschreibung des Patienten durch den Arzt oder den Apotheker. Dann erfasst der Apotheker die bisherige Gesamtmedikation. Diese wird zusammen mit wichtigen begleitenden Informationen auf den Medikationsplanserver geladen und so dem Arzt elektronisch zur Verfügung gestellt. Dieser prüft daraufhin die Medikation auf Über-, Unter- oder Fehlversorgung und passt sie gegebenenfalls entsprechend an. Schließlich erstellt er den neuen Medikationsplan.
Dieser Ablauf gewährleistet, so die Teilnehmer der Pilotierung, eine klare und sinnvolle Aufgabenteilung zwischen Apotheker und Arzt und damit eine gute Zusammenarbeit im Sinne der Patienten: „Die Therapiehoheit liegt allein beim Arzt. Er stellt die Indikation und ist für die Auswahl und Dosierung der Wirkstoffe verantwortlich. Die Apotheker weisen Ärzte auf bedeutsame Wechselwirkungen zwischen den Wirkstoffen hin und beraten die Patienten bei der Anwendung der Medikation“, so die Arzneimittelinitiative. An dem Projekt nehmen in Sachsen und Thüringen zurzeit 527 Ärzte bzw. Praxen und 905 Apotheken teil.
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