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- Üben lohnt schon jetzt
Dass ein professionelles Medikationsmanagement für Patienten und Kostenträger ein Gewinn ist, ist in der Politik mittlerweile angekommen. Doch noch ist die Bereitschaft gering, Apotheken für ihre Arbeit zu honorieren. Im Modellprojekt ARMIN in Sachsen und Thüringen bekommen die Pharmazeuten bereits Geld – und die Hoffnung ist groß, dass ARMIN Vorbild für die ganze Republik werden kann. Die Apothekerkammer Berlin und der Berliner Apothekerverein ermutigen ihre Mitglieder bereits jetzt, sich im Medikationsmanagement zu üben, um für den Tag X vorbereitet zu sein. Bei einem Informationsabend zum Thema zeigten die Referentinnen auf, wie dies bereits möglich ist.
Seit 2012 ist das Medikationsmanagement in der Apothekenbetriebsordnung ausdrücklich als pharmazeutische Leistung verankert. Im E-Health-Gesetzentwurf hat die Regierungskoalition zumindest schon einmal den Medikationsplan vorgesehen. Die Politik habe die Bedeutung des Medikationsmanagements durchaus erkannt, erklärte der Berliner Kammerpräsident Dr. Christian Belgardt zu Beginn der Veranstaltung am gestrigen Montagabend. Und: „Sie will sogar Geld geben – nur leider nicht uns“. Bislang sollen lediglich die Ärzte für die Erstellung des Medikationsplans vergütet werden. Einige Apotheken bieten dennoch auch heute schon ein Medikationsmanagement an. Und wer jetzt beginnen will, sich zu engagieren, kann bereits auf einige Hilfen zurückgreifen.
Das A&O: ein strukturiertes Vorgehen
Vor einem Jahr hat die ABDA ihr Grundsatzpapier zur Medikationsanalyse und zum Medikationsmanagement veröffentlicht – Ziel war es, Strukturklarheit zu schaffen, erläuterte Lea Botermann vom Geschäftsbereich Arzneimittel der ABDA. Was muss bei der Medikationsanalyse und dem anschließenden -management geschehen? Die ABDA hat die Arbeitsschritte genau vorgegeben, um ein strukturiertes Vorgehen und Dokumentieren zu ermöglichen. Es geht zunächst darum, Datenquellen zu identifizieren und Informationen zusammenzutragen. Es folgen die Evaluation und Dokumentation von manifesten und potenziellen arzneimittelbezogenen Problemen und sodann das Erarbeiten möglicher Lösungen. Nicht zuletzt sind mit dem Patienten und gegebenenfalls dem Arzt Maßnahmen zu vereinbaren – insoweit unterscheiden sich Medikationsanalyse und -management nicht. Bei Letzterem kommt noch die kontinuierliche Betreuung der Patienten durch ein interdisziplinäres Team hinzu.
Beispiel ARMIN
Wie es in der Praxis zumindest beginnt zu laufen, berichtete Dr. Uta Müller, Leiterin der Abteilung Wissenschaftliche Entwicklung bei der ABDA. Sie stellte die Historie des Modellprojekts ARMIN vor und beschrieb die Aufgaben, die Apotheker und Arzt hier übernehmen. Dass das Projekt immer wieder ins Stocken gerate, liege an technischen Problemen. Arzt- und Apothekensoftware hatten nicht aufeinander gewartet, so Müller. Sie zueinander zu bringen, ist eine besondere Herausforderung, da sie nicht die gleichen Daten bereithalten. Bewusst wolle man bei ARMIN lokal mit der eigenen Apotheken-Software arbeiten. Nur der Datenaustausch zwischen Apotheke und Arzt solle standardisiert erfolgen. Bald aber soll die Anbindung zwischen den beiden Heilberuflern aber vollzogen sein, gibt sich Müller zuversichtlich. Und dann kann es auch mit dem Medikationsmanagement bei ARMIN losgehen. Auch wenn es vor allem am Anfang aufwändig sein mag, so Müller, am Ende könne das Medikationsmanagement Spaß machen. Funktionieren werde es aber nur im Team. Und nötig seien zudem adäquate Verträge mit Krankenkassen, die eine Honorierung vorsehen. Auf Selbstzahler, so ist sie überzeugt, können Apotheken nicht setzen.
Wer selbst schon einmal für das Medikationsmanagement üben möchte, den verweist Müller auf die BAK-Leitlinie zur Medikationsanalyse sowie die Materialien, die die ARMIN-Webseite bereit hält.
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