Griechenland

Lauterbach: Arzneimittel-Hilfsaktion muss anlaufen

Berlin - 09.07.2015, 15:50 Uhr

Will Griechenland mit einer konzertierten Aktion helfen: SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach. (Foto: www.karllauterbach.de)

Will Griechenland mit einer konzertierten Aktion helfen: SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach. (Foto: www.karllauterbach.de)


Mit einer „konzertierten Aktion“ will die Bundesregierung die notleidende Arzneimittelversorgung in Griechenland absichern. Das kündigte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ an. „Die Politik muss sich dringend engagieren“, forderte Lauterbach. Und weiter: „Wir werden mit den Arzneimittelfirmen und dem Spitzenverband der Krankenkassen in Kontakt treten und versuchen, eine konzertierte Aktion auf den Weg zu bringen.

Nach Ansicht von Lauterbach ist die humanitäre Lage in Griechenland „prekär“. „Jetzt muss humanitär geholfen werden, und zwar im Eiltempo“, so der SPD-Politiker. Enttäuscht zeigte sich Lauterbach von der Tsipras-Regierung. Diese habe sich nicht um die Arzneimittelprobleme gekümmert. Da sei deutlich weniger passiert, „als ich von einer linken Regierung erwartet hätte. Das ist ein Versäumnis, für das nun aber nicht die Bevölkerung in Haftung genommen werden darf“.

Pharmahersteller sollen Nachsicht üben

Arzneimittelherstellern, die ihre Lieferungen nach Griechenland einschränken oder nur noch gegen Bares liefern, warf der SPD-Politiker unethisches Verhalten vor. Es ist ganz klar, dass ein Pharmakonzern kein Wirtschaftsunternehmen wie ein Autohersteller ist. In reichen Ländern wie den USA oder Deutschland würden sehr hohe Preise verlangt. Es sei nicht einzusehen, dass dies auch für ein armes Land wie Griechenland gelte. „Die Pharmafirmen fahren zum Teil Gewinne von 15 bis 20 Prozent ein. Da sollte ein Zahlungsengpass zu überbrücken sein“, so Lauterbach. Man könne einem kleinen Land nicht kurzfristig die Arzneimittelversorgung kappen, nur weil das Geld knapp sei. Wegen des geringen Generikaanteils hätten die Originalhersteller zudem in Griechenland bisher besonders gut verdient.

Lieferengpässe beseitigen

Es gebe Hinweise darauf, dass die Medikamente selbst für Schwerstkranke in den Krankenhäusern knapp würden. Es fehlten Arzneimittel, die für die Behandlung von Schwerstkranken erforderlich sind. Dazu zählten neben schweren Herz-Kreislauf-Leiden vor allem Krebserkrankungen. Zu den akuten Hilfsmaßnahmen könne gehören, „dass preiswerte Arzneimittel zu den Einkaufspreisen, die in Deutschland gelten, auf den griechischen Markt kommen“, schlägt Lauterbach vor. Es gehe vordringlich darum, dass die Lieferengpässe vonseiten der Firmen beseitigt werden. Deutschland als starker Pharmastandort mit einer extrem starken Generikaindustrie könne bei der Notfallversorgung ein Beispiel setzen, so Lauterbach.

Ein entspannteres Bild der Arzneimittelversorgung in Griechenland zeichnet die Nachrichtenagentur dpa aufgrund eines Gespräches mit einem Großhändler des Landes. Danach gibt es bisher keine nennenswerten Engpässe in der Versorgung mit Medikamenten. Noch sei die Lage normal, erklärte einer der größten griechischen Pharmagroßhändler der dpa. Die Regierung habe angekündigt, im Falle von Engpässen könne das griechische Militär mit seinem Sanitätsdienst absolut notwendige Medikamente produzieren.


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