Gesetzliche Krankenversicherung

Höhere Beiträge drohen

Berlin - 26.08.2015, 10:30 Uhr

GKV-Versicherte müssen sich auf höhere Beiträge einstellen. (Foto: Setareh/Fotolia)

GKV-Versicherte müssen sich auf höhere Beiträge einstellen. (Foto: Setareh/Fotolia)


Die gesetzlich Krankenversicherten müssen im kommenden Jahr mit höheren Beiträgen rechnen, weil die Defizite der Kassen deutlich zunehmen. „Zum Jahreswechsel ist ein Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes um 0,2 bis 0,3 Beitragssatzpunkte realistisch“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes Florian Lanz am Dienstag. Die SPD will angesichts dieser Entwicklung wieder zur paritätischen Finanzierung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber zurückkehren.

Nach Jahren mit Überschüssen und Prämienzahlungen an ihre Mitglieder fuhren die Krankenkassen im ersten Halbjahr ein Defizit von fast einer halben Milliarde Euro ein. Der GKV-Spitzenverband begründet diese Entwicklung damit, dass der bis Ende vergangenen Jahres geltende Einheitsbeitrag von 15,5 Prozent etlichen Kassen mehr Geld einbrachte, als sie tatsächlich an Ausgaben hatten. So konnten sie zum Teil Prämien auszahlen. Hinzu kommen Mehrausgaben vor allem für Arzneimittel und Kliniken.

Der Beitragssatz zur Krankenversicherung setzt sich seit Jahresbeginn zusammen aus einem allgemeinen, festen Bestandteil von 14,6 Prozent, den Arbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte bezahlen, sowie einem Zusatzbeitrag. Diesen bestimmen die Kassen nach Finanzlage regelmäßig neu. Er wird allein von den Arbeitnehmern getragen.

Für das laufende Jahr wird mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 0,9 Prozentpunkten gerechnet. Manche Kassen liegen unter diesem Durchschnittswert, manche leicht darüber. Stiege der Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel um durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte, wäre das bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 3000 Euro eine Mehrbelastung für den Arbeitnehmer von 9 Euro.

Der für Gesundheitspolitik zuständige SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach unterstrich, die Arbeitnehmer könnten die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen nicht allein tragen. Er wies darauf hin, dass die Reformen der großen Koalition von Union und SPD Mehrkosten bedeuteten, etwa für die Krankenpflege, für eine bessere Versorgung der ländlichen Regionen mit Ärzten oder für Kliniken.

Ministerium: Kein Anlass für Spekulationen

Das Ministerium erklärte, es gebe keinen Anlass, den Beratungen des Schätzerkreises durch Spekulationen vorzugreifen. Das Gremium trete im Oktober zusammen, um seine Einnahmen und Ausgaben-Prognose für das Folgejahr vorzunehmen. Die Ergebnisse werden im November vorliegen. Die „Bild“-Zeitung zitierte indessen aus einer Unterrichtung des Bundestages durch das Finanzministerium, in der „eine Steigerung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags bei der Gesetzlichen Krankenversicherung“ nicht mehr völlig ausgeschlossen scheint.

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink erklärte: „Bis 2017 werden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Zusatzbeiträgen von 1,4 bis 2 Prozent rechnen müssen.“ Durch das Einfrieren des Arbeitgeberanteils bei 7,3 Prozent müssten nun allein die Versicherten die stetig steigenden Kosten schultern.


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