Apotheken in Polen

Die Geschäfte laufen gut

Remagen - 01.09.2015, 11:05 Uhr

Auch in Polen will man das Problem der Lieferengpässe angehen. (Bild: Mikrobiuz/Fotolia)

Auch in Polen will man das Problem der Lieferengpässe angehen. (Bild: Mikrobiuz/Fotolia)


Die Umsätze in den polnischen Apotheken steigen, zugleich wächst die Zahl der Apotheken. Allerdings sind nur noch 70 Prozent unabhängig – die übrigen Apotheken in Deutschlands Nachbarland sind in größeren oder kleineren Ketten organisiert. Wegen der in Polen vor allem aufgrund von Exporten auftretenden Lieferengpässe bei Arzneimitteln hat die Regierung dort Maßnahmen ergriffen: Unter anderem müssen Apotheken solche Engpässe nun ihren zuständigen Pharmainspektoren melden.

Die Umsätze der polnischen Apotheken haben sich in den ersten sieben Monaten 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,4 Prozent auf 17,3 Milliarden Zloty (rund 4,1 Mrd. Euro) erhöht. Dabei verzeichneten erstattungsfähige Medikamente zwar die größte Zunahme, wertmäßig blieben rezeptfreie Präparate aber die wichtigste Produktgruppe. In diese Kategorie fallen auch die Nahrungsergänzungsmittel. Dies berichtet Germany Trade and Invest (GTAI) unter Berufung auf Zahlen des Marktforschungsunternehmens Pharma Expert. Für das Gesamtjahr erwartet Pharma Expert eine Umsatzsteigerung der Apotheken auf insgesamt fast 30 Milliarden Zloty (+5,2 % gegenüber 2014).

Innovationen werden nur teilweise erstattet

Der Landesgesundheitsfonds Narodowy Fundusz Zdrowia (NFZ) hat im Jahr 2014 rund 7,5 Milliarden Zloty für verschreibungspflichtige Medikamente ausgegeben. Gut zwei Drittel der Erstattungen des NFZ betraf Arzneimittel, für die die Patienten in der Apotheke einen Pauschalbetrag von 3,20 Zloty (0,76 Euro) entrichten müssen. Häufig, nämlich bei etwa einem Viertel der rezeptpflichtigen Mittel, mussten sie laut GTAI jedoch tiefer in die Tasche greifen.

Die Erstattungsgrundlage des NFZ ist das jeweils kostengünstigste Präparat einer Gruppe. Für teurere Präparate muss der Differenzbetrag selbst gezahlt werden. Medikamente, die nicht auf der Erstattungsliste des NFZ stehen, werden gar nicht bezuschusst. Hierzu gehören etliche innovative, teure Arzneimittel, vor allem im Bereich der Krebstherapie. GTAI berichtet von einer Analyse der Consultingfirma Ernst & Young im Auftrag einer Onkologie-Stiftung, nach der der Gesundheitsfonds von 30 in Europa erhältlichen innovativen Medikamenten für lediglich 18 die Ausgaben übernimmt. Dabei soll es für 16 Arzneimittel zahlreiche Ausschlusskriterien geben. 

Apothekenzahl wächst auf 14.400

Die Anzahl der Apotheken in Polen beziffert GTAI für Juli 2015 auf rund 14.400 (Juli 2014: knapp 14.000). Gleichzeitig mit dieser Zunahme sank der Anteil der unabhängigen Abgabestellen zugunsten von Ketten. Laut Pharma Expert sollen die unabhängigen Apotheken zahlenmäßig 70 Prozent ausmachen. Zehn Prozent der Abgabestellen gehören zu Ketten mit bis zu 20 Apotheken und 20 Prozent zu Ketten mit über 20 Apotheken. Als größte Kette mit 597 Verkaufsstellen wird „Dbam o Zdrowie“ (Ich achte auf die Gesundheit) angeführt, gefolgt von „Dr Max + Mediq“ (300) und „Euroapteka“ (72).

Maßnahmen gegen Lieferengpässe

Auch in Polen ist es in letzter Zeit wegen übermäßiger Exporte zu Lieferengpässen an inländische Apotheken gekommen. Dem will die polnische Regierung jetzt einen Riegel vorschieben. Seit dem Inkrafttreten einer entsprechenden Rechtsnovelle am 12. Juli 2015 müssen Apotheker die Pharmainspektoren ihres Verwaltungsbezirks über einen Lieferengpass informieren. Wenn über fünf Prozent der Apotheken über den jeweiligen Mangel berichten, muss der Pharmainspektor den Gründen hierfür nachgehen.

Großhändler, die Arzneimittel ausführen wollen, müssen beim Hauptpharmainspektorat eine Genehmigung einholen. Wer ohne Genehmigung exportiert, muss mit hohen Geldstrafen rechnen. Außerdem müssen die Pharmafirmen auf Anfrage des Gesundheitsministers oder eines Pharmainspektors Großhändler und Apotheken über ihren Lagerbestand informieren. Ab dem 1. Januar 2017 sollen die Vorräte der Großhändlern anhand eines Monitoringsystems erfasst werden. Sowohl Hersteller als auch Großhändler und Apotheken werden dann Angaben über ihre Lagerbestände machen müssen.


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