FENTANYL-NASENSPRAY

Beim Sprühkopf ganz genau hinsehen

Stuttgart - 24.11.2015, 17:39 Uhr

Verwechslungsgefahr: die beiden Sprühkopfe unterscheiden sich kaum (Bild: AMK/Wepa Apothekenbedarf)

Verwechslungsgefahr: die beiden Sprühkopfe unterscheiden sich kaum (Bild: AMK/Wepa Apothekenbedarf)


Fentanyl-Nasensprays zur Schmerztherapie werden zum Teil in der Apotheke patientenindividuell hergestellt. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker berichtet jetzt über einem Fall, in dem die Sprühköpfe verwechselt wurden und es daher möglicherweise zu einer Überdosierung kam.

Mit Instanyl® und Pecfent® stehen zwei Fentanyl-haltige Nasensprays auf dem deutschen Markt zur Schmerztherapie in verschiedenen Wirkstärken zu Verfügung. Wird eine individuelle Dosierung benötigt, wird das entsprechende Rezepturarzneimittel in der Apotheke hergestellt. Dabei ist es essenziell, dass ein Sprühkopf mit dem richtigen Hubvolumen in Abhängigkeit der Konzentration der Wirkstofflösung ausgewählt wird, um die gewünschte Dosierung zu erzielen und Überdosierungen zu vermeiden.

Wirkstoff voll verfügbar

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) beschreibt in ihren aktuellen Mitteilungen nun einen Fall, wo bei der patientenindividuellen Herstellung eines Fentanyl-haltigen Nasensprays die Sprühköpfe aufgrund ihrer Ähnlichkeit (Lookalike) verwechselt wurden. Statt einem Zerstäuber, der wie in der Gebrauchsanweisung angegeben 0,05 ml/Hub-abgibt, erhielt die  58-jährige Patientin Nasenspray mit einem 0,14 ml/Hub-Zerstäuber.

Der Fehler kam zutage, weil das Nasenspray vorzeitig aufgebraucht war und die Patientin eine neue Verordnung verlangte. Symptome einer Fentanyl-Überdosierung konnte die  meldende Apotheke nicht ausschließen. Es kann aber von einer unbeabsichtigten, 2,8-fach höheren Dosierung ausgegangen werden.

Bei der nasalen Anwendung wird die Leberpassage umgangen und der Wirkstoff ist voll systemisch verfügbar. Da wiederholt applizierte Fentanyl-Überdosen fatale Folgen haben können, muss eine Verwechslung der Nasensprühköpfe in der Apotheke vermieden werden. Das ist allerdings gar nicht so einfach, da sich die beiden derzeit erhältlichen Sprühköpfe optisch nur in einem Detail unterscheiden, nämlich beim Übergang vom Steigrohr zur eingebauten Pumpe (siehe Abbildung).  Die AMK empfiehlt daher, bei folgenden Prozessen Fehler-vorbeugende Maßnahmen zu prüfen und gegebenenfalls zu etablieren:

•             Packmittelprüfung,

•             Kennzeichnung bei der Packmittellagerung,

•             Inprozesskontrollen bei der Herstellung und

•             visuelle Freigabeprüfung vor der Abgabe.

Außerdem verweist sie auf die Rezepturvorschrift 22.6 im DAC/NRF und die Leitlinie der Bundesapothekerkammer zur Qualitätssicherung, Prüfung und Lagerung der Primärpackmittel. Dort finden sich weitere Hinweise zu der Thematik.


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