DAZ-Wochenschau

Neue Arzneimittel, Ausschreibungen bei Zytostatika, Probleme bei Plegridy

Stuttgart - 28.11.2015, 08:00 Uhr

(Fotos: Merck; University of Bath; Philipp Külker; bupu, nito - beide Fotolia.com; Montage DAZ)

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Die EMA hat gute Arbeit geleistet, denn die Europäische Union hat soeben drei Arzneimittel bzw. Arzneitherapien zugelassen: Praxbind als Antidot von Pradaxa, Entresto gegen chronische Herzinsuffizienz (gilt schon als Blockbuster) und die Kombination von Vemurafenib mit Cobimetinib bei einer bestimmten Form des malignen Melanoms. Derweil schaut manche Apotheke bei der Herstellung von Zytostatika, denn die Krankenkassen dürfen laut Bundessozialgericht exklusive Versorgungsverträge mit einzelnen Apotheken schließen. Einige MS-Patienten haben Probleme, den Pen von Plegridy zu bedienen – hier kann die beratungsaktive Apotheke sicher helfen.

Pradaxa-Antidot zugelassen

Die Europäische Kommission hat Idarucizumab (Praxbind) zur raschen und spezifischen Aufhebung der Dabigatran-induzierten Gerinnungshemmung zugelassen. Damit wird Dabigatran (Pradaxa) das erste der neuen oralen Antikoagulanzien sein, für das ein spezifisches Antidot verfügbar ist.

Neues Arzneimittel gegen chronische Herzinsuffizienz

Novartis hat für sein Herzmedikament Entresto, das in den USA und der Schweiz bereits auf dem Markt ist und bereits als Blockbuster gilt, nun auch die EU-Zulassung erhalten. Es handelt sich um eine molekulare Kombination des AT1-Rezeptorblockers Valsartan mit dem Neprilysin-Inhibitor Sacubitril. Das Enzym Neprilysin ist für den Abbau der natriuretischen Peptide ANP und BNP verantwortlich.

Vemurafenib jetzt in Kombination von Cobimetinib

Die Europäische Kommission hat die Kombinationstherapie von Cotellic (Cobimetinib) und Zelboraf (Vemurafenib) bei Patienten mit inoperablem oder metastasierendem Melanom mit BRAF-V600-Mutation zugelassen. Das einst als Therapiedurchbruch gefeierte Zelboraf wurde wegen Resistenzentwicklungen relativ rasch unwirksam. Dies durch soll die Kombination mit Cotellic vermieden werden.

Babycremes mit Bestnoten

Öko-Test hat 22 Babypflegecremes auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) und andere umstrittene, potenziell krebserregende Substanzen überprüfen lassen. 16 Produkte erwiesen sich als sauber und schnitten mit der Bestnote ab. Eine Creme enthielt Formaldehyd und wurde deshalb mit „mangelhaft“ bewertet.

Pädia wird Marke von InfectoPharm

InfectoPharm hat seinen Mittbewerber Pädia übernommen und will unter dieser Marke sollen künftig alle seine OTC-Präparate in den Markt bringen. „Die Marke Pädia soll den Apothekern signalisieren, dass hier kein Rezept nötig ist“, hieß es in einer Mitteilung von InfectoPharm. Die Firma profiliert sich derzeit mit Fortbildungsveranstaltungen für Apotheker unter dem Titel „Consilium Offizin“.

Wenn der Pen blockiert …

Beim MS-Therapeutikum Plegridy (Peginterferon beta-1a) haben Patienten häufig Probleme mit der Handhabung: Der Pen blockiert oder löst nicht aus. Das liegt aus Sicht des Herstellers daran, dass die Patienten den besonderen Auslösemechanismus des Pens nicht verstehen. Er hat deshalb die Gebrauchsinformation geändert und muss die neue Fassung noch von der Behörde billigen lassen.

AMVV-Änderungsverordnung

Apotheker sollen künftig Telefonnummern und unvollständige Arztnamen auf Rezepten ergänzen oder ändern dürfen, um Retaxationen aus formalen Gründen zu vermeiden. Dies fordert die ABDA im Zusammenhang mit der Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV).

Arzneimittelversorgung für Flüchtlinge

Die Arzneimittelversorgung der Flüchtlinge belastet die Kommunen erheblich, denn sie zahlen die Kosten für die medizinische Notfallversorgung von Flüchtlingen, die (noch) nicht als Asylbewerber anerkannt sind. Jetzt appelliert der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich an die pharmazeutische Industrie, Arzneimittel für Asylbewerber deutlich unter deutschen Marktpreisen bereitstellen, um die Kommunen zu entlasten.

Ausschreibungen bei Zytostatika-Versorgung verbieten?

Ausschreibungen bei Zytostatika-Versorgung verbieten? Nachdem das Bundessozialgericht die exklusiven Versorgungsverträge der AOK Hessen mit Apotheken über Zytostatikazubereitungen, die zur unmittelbaren ärztlichen Anwendung bei Patienten direkt an die ärztliche Praxis geliefert werden, für rechtens erklärt hat, fordert der Verband Zytostatika herstellender Apotheken, Ausschreibungen im Bereich der Zytostatika-Versorgung zu verbieten. Anderenfalls drohten „schlimme Langzeitfolgen“, so der Präsident Peterseim.

Rotes Blutlaugensalz zur Diagnostik

Englische Chemiker und Mikrobiologen haben speziell für Brandwunden eine Wundauflage entwickelt, die zugleich als Diagnostikum fungiert. Ein großes quadratisches Feld in der Wundauflage enthält Lipidvesikel mit Rotem Blutlaugensalz (Kaliumhexacyanidoferrat(III)), das bei Kontakt mit Bakterientoxinen freigesetzt wird. Auf diese Weise müssen Antibiotika nicht prophylaktisch gegeben werden, sondern nur bei einer gefährlichen Infektion. Hier geht es zur Originalpublikation.

ASS zur Krebsprophylaxe?

Acetylsalicylsäure kann bereits in geringen Dosen das Darmkrebs-Risiko vermindern. Das haben mehrere große Studien belegt. Dies könnte auch für andere Krebserkrankungen gelten. Der Effekt soll durch die Reduktion von 2-Hydroxyglutarat zustande kommen. Der mögliche Nutzen von ASS muss aber im Verhältnis zu den möglichen Nebenwirkungen (schwere Blutungen im Magen-Darm-Trakt) gesehen werden.


Dr. Wolfgang Caesar (cae), Biologe
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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